14. Juli 2018

14 deutsch-okzitanische Tage der großen Harmonie

Liebe Freunde,


gegen Ende des Präsidentschaftswahlkampfes in Frankreich stabilisierten sich die Umfragen für Marine Le Pen "auf einem nie erreichten Niveau" und "Europa wurde von allen Seiten angegriffen", berichtet unser Lokalblatt L'Indépendant, am Nationalfeiertag, unter dem Titel:

"Zwei Wochen für eine große Harmonie zwischen Deutschland und Okzitanien"
Quinze jours pour une lune de miel entre l'Allemagne et l'Occitanie. Par Christelle Bertrand, L'Indépendant, 14 juillet 2018 [nicht online].

Mit den Angriffen sind nicht etwa die Terroranschläge von Muslimen gemeint, sondern der europaweite "Anstieg der Populismen" und die "Ablehnung Europas", wobei die Europäische Union selbstverständlich mit Europa gleichgesetzt wird.

Diese für alle links vom Front National angesiedelten Parteien alarmierenden Entwicklungen rufen Marie-France Marchand-Baylet auf den Plan. Wer diese Frau ist, wird nicht mitgeteilt, aber in einem Einspalter gibt es wenigstens den Link zur von der okzitanischen Hauptstadt Toulouse aus organisierten Quinzaine Franco-Allemande, den "Zwei französisch-deutschen Wochen", wo man erfährt, daß sie die Präsidentin der Stiftung der Mediengruppe Dépêche du Midi, die Stipendien an Studenten vergibt, sowie die Vizepräsidentin und Generaldirektorin der in diesem Jahr gegründeten "Vereinigung Deutschland Okzitanien Europa im Herzen bzw. im Zentrum" ist: ASSOCIATION ALLEMAGNE OCCITANIE L'EUROPE AU COEUR.

Präsident der Vereinigung ist Richard Jarry. Das muß dem Leser des Indépendant genügen, blök!

Richard Jarry ist der Präsident des "Netzwerkes für französisch-deutsche Angelegenheiten des Languedoc-Roussillon (Rafal)".

"Der neue Präsident von Rafal will den Export nach Deutschland entmystifizieren."
Le nouveau président de Rafal veut démythifier l’export vers l’Allemagne. Par Marie Corbel,
La Tribune, 21 mars 2017

Marie-France Marchand-Baylet ist seit Anfang der 2000er die Lebensgefährtin des ehemaligen sozialistischen Außenministers und jetzigen Mitglieds des Verfassungsrates, des französischen Verfassungsrates, Laurent Fabius. Über ihn hat meine Herrin einiges zum Besten gegeben im Artikel, vom 10. Juli 2013, Frankreich. Politiker korrupt bis ins kleinste Dorf. In dem 67 Kilometer von Toulouse gelegenen 800-Seelen-Dorf Le Carla-Bayle,  hat Laurent Fabius seinen Feriensitz, und so trug er 2011, seinerzeit Abgeordneter der Nationalversammlung, mit ungerechtfertigt vergebenen Steuergeldern zur Verschönerung des Dorfes bei.

Marie-France Marchand-Baylet ist gleichzeitig, "en même temps", die Ehefrau des "sozial-liberalen", seit 40 Jahren als sozialistischer Multifunktionär des Parti Radical de Gauche, der "Radikalen Linkspartei", unter anderem als Minister für landwirtschaftliche Raumordnung, und Medienunternehmer tätigen Jean-Michel Baylet. Sie zensiert ihr nicht genehme Artikel: inzwischen ist sie Nachfolgerin ihres Ehemannes in dessen Funktion als Medienunternehmer, seit er Minister wurde. Auf den flotten Dreier paßt der Begriff "Vetternwirtschaft".

"Marie-France Baylet: Wer ist die Frau des Laurent Fabius und ex-Frau des Jean-Michel Baylet ?"
Marie-France Baylet : qui est la femme de Laurent Fabius et ex de Jean-Michel Baylet ?
L'intern@ute, 15 avril 2016

Zum Begriff "Okzitanien" und seiner Hauptstadt Toulouse gibt's hier eine Schnellbesohlung:


Meine Herrin und ich wohnen seit mehr als 16 Jahren in Perpignan, das die Hauptstadt des Roussillon ist, der katalanischen Pyrenäen, der Ost-Pyrenäen, Nord-Kataloniens, und bis vor kurzem in der Region Languedoc-Roussillon zu finden war. Die Bezeichnung "Roussillon" kommt vom lateinischen oppidum "Ruscino", einem kleinen Landstädtchen, dem Vorgänger von Perpignan.

Der für Katalonien weder historisch noch sonstwie zutreffende Name "Okzitanien", der dem Roussillon 2014 oktroyiert wurde, löscht die katalanische Identität aus. Darum habe ich seinerzeit geblökt, wir wohnten in Mipylarou. So könnte man das Gebiet ebenfalls benennen, es ist eh egal, blök!

In Mipylarou alias Okzitanien herrschen die Sozialisten, und die bedienen sich des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland Dr. Nikolaus Meyer-Landrut des sozialdemokratischen deutschen Außenministeriums, auf daß dies so bliebe und nicht etwa der Populismus die Oberhand gewönne.

Botschafter Dr. Nikolaus Meyer-Landrut traf sich mit Marie-France Marchand-Baylet in ihrem Büro, in Toulouse, um die Zusammenarbeit festzulegen. Von einer etwaigen Anwesenheit der Honorarkonsulin von Perpignan Dr. Nicole Bringmann-Sousse, liest man nichts im Indépendant.

Der Herr Botschafter wies in Toulouse darauf hin, daß der "Koloß" Airbus, mit Sitz in Toulouse, nur ein Beispiel der deutsch-französischen Zusammenarbeit in Okzitanien wäre.

Marie-France Marchand-Baylet benannte in Anwesenheit des Herrn Botschafters "eine klare Tatsache, die sich aufdrängt": "Frankreich ist das schlagende Herz Europas, es ist Zeit, daran zu erinnern."

Die "Zwei französisch-deutschen Wochen" sind unzutreffend bezeichnet; denn es handelt sich vor allem um ein Projekt zur Förderung der ehemaligen Region Midi-Pyrénées und ein wenig auch des Département Hérault der heutigen Region Okzitanien mit deutscher Unterstützung. Die Schulen stehen im Mittelpunkt der Operation. Die Kinder müssen dem Rassemblement National, dem ehemaligen Front National, der Marine Le Pen, und der EU-Feindlichkeit rechtzeitig entzogen werden.

Kein Projekt der, vom 14. September bis 3. Oktober 2018, laut Aussage der Organisatoren in ganz Okzitanien geplanten Serie von kulturellen, wirtschaftlichen, erzieherischen und sportlichen Ereignisse der Zwei Wochen findet im Roussillon statt. Selbst die Wanderer des Sankt-Jakobs-Weges, die schon ab 25. Juli 2018 Richtung Okzitanien unterwegs sein werden, machen einen Bogen darum herum, wofür aber die Organisatoren nicht können, weil der Weg nicht bei uns entlang führt. Wenigstens ist der in Toulouse ausstellende Fotograf Maurice Weiss in Perpignan geboren. Er lebt in Berlin.


Das Boot "Tourmente" wird im Indépendant als Projekt vorgestellt; es wird auf dem Canal du Midi 250 Kilometer von Toulouse nach Sète schippern. Dieser Kanal führt ebenfalls nicht durch das Roussillon. Am 17. September 2018 wird ein Cocktail franco-allemand" serviert, es gibt "okzitanische" Weine und "deutsche" Biere. Es wird dort wahrscheinlich keine katalanischen Weine geben, des Vins des Côtes catalanes; denn Vins occitans verstehen sich dort von selbst ohne unsere wunderbaren Weine.

Nicht einmal die Konferenz über die Zukunft der Städtepartnerschaften konnte nach Perpignan gelegt werden, obgleich es im Roussillon einige davon gibt. Die "okzitanische" Quinzaine Franco-Allemand betrifft unser Département nicht, sondern die Gegend um Toulouse und um Montpellier.

Solches haben Realisten vorausgesagt, als die Zusammenlegung der beiden Regionen Midi-Pyrénées und Languedoc-Roussillon anstand. Das Roussillon, viertärmstes französisches Département, das bereits in der Region Languedoc-Roussillon wenig vorkam, es wird in Okzitanien völlig verschwinden. Hier wird es bewiesen. Da wundert man sich nicht mehr, wenn es separatistische Bewegungen der Katalanen gibt, sich mit Süd-Katalonien zu vereinen.

Die deutsche Botschaft unterstützt das nicht nur, sondern der Herr Botschafter läßt es sich gefallen, daß von den Gastgebern Frankreich zum Mittelpunkt Europas erklärt wird, zum "schlagenden Herzen". Ein anekdotisches Sahnehäubchen darf es vom Indépendant auch noch sein: Alban Zanchiello, der Technische Rat im Kabinett der sozialistischen Präsidentin von Okzitanien Carole Delga, freut sich, mitteilen zu können, daß "wir auch deutsche Mahlzeiten in den Gymnasien servieren werden. Eine deutsche Journalistin seufzt 'humorvoll': die armen Schüler".

Eine andere politische und mediale Vertretung Deutschlands im Ausland habe ich nicht erwartet, aber ich bin doch immer wieder enttäuscht, blök!

Wir wünschen Euch trotzdem einen schönen Sommer!



Blök!
Euer Schaf,
deutscher Heidschnuckenbock