4. Oktober 2018

Kritik an meinem Artikel über Brett Kavanaugh

Ein deutscher Freund, der seit vielen Jahren in den USA lebt, schreibt mir:

Liebe Gudrun,


Schön, mal wieder was von Dir zu lesen. Allerdings muss ich Dir vehement widersprechen. Hier ist was mir spontan zu deinem rant einfällt:

1. Lindsey Graham. Dass er schwul sein soll, höre ich von Dir zum ersten Mal, und ich hänge stundenlang vor den hiesigen MSM. Aber unbestreitbar ist er hier der übelste Kriegshetzer.

  • Wenn Trump von friedlichen Beziehungen zu Russland spricht, explodiert Graham.
  • Wenn Trump nur 20 oder 30 Raketen auf Syrien schmeißen lässt, jault er auf und verlangt den großen Einsatz.
  • Wenn Trump sich mit Kim Jong-Un trifft (he fell in love with him), ist er außer sich.
  • Wenn Trump keine Truppen in die Ukraine schicken will, wird er wild, usw.

  • Eine endlose Geschichte, die er mit seinem engsten Freund, dem Kriegsverbrecher John McCain, lange teilen konnte. Generell versteht er sich übrigens gut mit den Demokraten, die bekanntlich die Neocons quasi in ihre Reihen aufgenommen haben. Kein MSNBC oder CNN-Beitrag ohne einen prominenten Neocon, Deep-State Vertreter oder eben Lindsey Graham.

    Was die Story in Breitbart angeht, finde ich es merkwürdig, dass die sich auf Rosie O'Donnell beziehen, einer Trump-Anhängerin. [Jimmy] Kimmel ist langweilig und Bill Maher kann ich nicht sehen, weil ich kein HBO [Home Box Office] habe.

    2. Soziale Marktwirtschaft. Davon kann bei Trump keine Rede sein.
    • Er versprach eine Ablösung von Obama-Care zugunsten eines besseren Systems. Bisher nichts geschehen, nicht mal ansatzweise. 
    • Die versprochene Rückkehr zur Kohle wird nie stattfinden. Das begreifen sogar langsam die Mineure in West-Virginia. 
    • Die Steuerreform ist ein kompletter Schwindel zur Ausbeutung der Mittelschicht. 
    • Die Reichen profitieren davon mehr als 10-mal soviel wie die weniger Begüterten. 
    • Der Wehretat wird wahnsinnig aufgestockt, ohne zu sagen, wie das finanziert werden soll. 
    • Schon lässt sich der Präsident des House of Reps, Paul Ryan, vernehmen, die Sozialausgaben kürzen zu müssen, um Haushaltsdefizite zu reduzieren. 
    • Die neuen Handelsabkommen, z. B. das mit Mexico und Kanada, sowie das mit Südkorea, sehen fast identisch aus zu den alten. Sie haben nur neue Namen. 
    • Der Handelskrieg mit China hat bislang noch keine positiven Wirkungen gezeigt. 
    Ja, die Arbeitslosenquote ist erfreulich niedrig, aber liegt im Trend der Obama-Jahre. Aktien- und Immobilien-Preise sind viel zu hoch. Deshalb spekulieren viele Experten bereits darüber, wann die Blase platzen wird.


    3. [Brett] Kavanaugh. Ich habe mir die ganze Anhörung im Senat reingezogen. Das ist tatsächlich ein Ekelpaket. Ein widerwärtiger Ultrareaktionär und Kriegstreiber schon unter Bush. Ich liege mit den Demokraten ja fast auf Kriegsfuß, allein schon wegen deren Kriegshetze, aber in Sachen Kavanaugh hoffe ich, dass sie Erfolg haben.

    Übrigens, weil wir gerade dabei sind. Gestern habe ich mir ein Video mit einer Rede von Willy Wimmer reingezogen, der der Meinung ist, dass mit Hillary der Krieg gegen Russland schon ausgebrochen wäre. Diese Angst hatte ich auch und habe sie deshalb auch nicht wählen können.

    4. Öl und Gas. Ein Thema, dass Du nicht erwähnst. Trump hofiert die Öl-Saudis, also die übelsten Islamisten und Kriegsverbrecher (Yemen). Deutschland will er verbieten, Gas über North-Stream aus Russland zu beziehen. Stattdessen will er Deutschland liquidiertes Fracking-Gas viel teurer verkaufen, so wie das schon die Polen machen. In Syrien will er weiterhin Regime-Change vorantreiben, ganz so wie Hillary ihm das vorgemacht hat. Da geht's ja wohl auch um zukünftige Pipelines.

    5. Übrigens. Hier ein Link zu einer interessanten Analyse, die Dir gefallen könnte:

    "Wir leben in einer Zeit der Gegenaufklärung". Von Paul Schreyer,
    Telepolis, 2. Oktober 2018

    Joachim Lottmann hat was zu deutsch-französischer Entente geschrieben. Lustig:

    Die Mitveranwortung linker Denker am Rechtsruck in Deutschland. Von Lottmann,
    TAZ-Blog auf der borderline nachts um halb eins, 3. Oktober 2018


    6. Wäre ich back in Germany, würde ich nach Chemnitz fahren wollen, um die Überlebenden des Mord-Überfalls interviewen zu können. Im Netz habe ich nichts dazu gefunden, obwohl deren Namen durch den illegal veröffentlichten (bravo) Haftbefehl bekannt sind. Kein Medium berichtet, ob sie noch im Krankenhaus sind, oder wo sonst. Wie geht´ s denen, was haben sie zum Mord zu sagen? Nichts, niente, nada, absolutely nothing.

    Stattdessen Musikkonzerte. Habe ich mir auch reingezogen, um zu sehen, was sie zu Daniel Hillig zu sagen haben. Fast nichts. Nach Verdammung der von AfDlern und anderen besuchten Trauerkundgebung und völlig übertriebenen Hetzjagden auf "Ausländer" wird zu einer Schweigeminute für Daniel aufgerufen. Kein Wort dazu, was ihm widerfahren ist, noch wer ihn umgebracht hat. Null. Nicht mal, dass es sich bei Daniel um einen Linken mit halb-kubanischem Vater handelte. Solidarität sieht bei mir anders aus. Bei einer der ersten Demos wurde übrigens von seinen Freunden eine kubanische Flagge hochgehalten. Auf dem Konzert hast Du das vergeblich suchen können, zumindest nicht von der Kamera eingefangen. Vermutlich weil sie gar nicht da war.

    Als TV-Konsument hast Du den Eindruck bekommen, Daniel wäre vom rechten Mob ermordet worden. Na ja, rechter Mob scheint zu stimmen, nur wird verschwiegen, dass es sich um einen rechten Barsani-Mob handelte.

    Chemnitz. Die einzige offiziell-deutsche Politikerin mit Anstand, Franziska Giffey (ex-Nachfolgerin von Buschkowski) aus Neukölln, nimmt Anteil und weiß, was sich gehört:

    Kommentar zu Chemnitz Man hätte verzweifeln können, gäbe es da nicht Franziska Giffey. Von Götz Aly, Berliner Zeitung, 3. 9. 2018

    Zu dem ganzen Komplex gäbe es noch viel zu sagen. Du siehst, was mich umtreibt.

    Sei herzlich gegrüßt aus der Ferne!

    Chemnitz auf meinem Blog

    1. OKTOBER 2018. Brett Kavanaugh und die Entdeckung der sozialen Marktwirtschaft

    Fotos und Links, bis auf Paul Schreyer/Telepolis, Joachim Lottmann/Taz Blog und Götz Aly/Berliner Zeitung, zu den Punkten 5. und 6., von mir!