14. September 2023

ZDFneo. Glow up und herausfordernde Challenges

 Wer noch keinen anderen Sender gefunden hat, der kann heute, auf ZDFneo, dieses sehen:

Folge 2: Musical. zu Gast: André Gutzler und Violet Chachki

Wie schminkt sich ein Jugendlicher, um auszusehen wie die ordinärsten und primitivsten Fummeltanten, die je gesehen wurden, vor denen man besser wegläuft, das Weite sucht? Den Trailer, dazu des Morgens zwischen zwei Folgen von Bares für Rares für Omas und frühstückende Blogger und Schriftsteller, haltet Ihr für werbewirksam, sich das anzutun? Haltet Ihr denn gar nichts von der Schönheit? Ricardo Simonetti würde ich des Vergehens an der Ästhetik bezichtigen, aber "Transe"? Nee! Das wäre zu viel! Reicht es nicht, daß Conchita Wurst mit Bart Glück versprüht?

Lieber André, lieber Violet, das konnten meine Freunde aus dem Eldorado, in der Martin-Luther-Straße 13 - es existierte bis Ende der 60er Jahre, in der Hamburger Bar Celona, und dem Chez Nous: "Zinga, Zinga!", und in der Lützower Lampe schon vor 60 Jahren besser. als Euer aufgedonnertes Aufgebot. Sie hatten es nicht nötig, sich einem Fernsehpublikum älterer schwuler Herren so aufzudrängen wie Ihre Klientel, um wahrgenommen zu werden, sondern sie wirkten durch ihre künstlerischen Fähigkeiten, Mona Loren, Jacqueline Orel, die Brasilianerin Ivana, immer direkt aus den Follies Bergères 😂, der Sachse Cherry Hell, Daisy Saint Denis, Ramonita Vargas, Frieda Loch, von Karmeen liebevoll genannt Löchelchen, André, aus der Fasanenstraße 70, in seinem Chez André, siehe Ralf Jörg Raber, Seite 82. Von seinem weißen Plissee-Kleid, das aussah wie ein Lampenschirm, träume ich heute noch.

Im Pariser Moulin Rouge könnt Ihr nicht gewesen sein, auch nicht Chez Michou, dessen Gründer ich kennenlernen durfte, sonst würdet Ihr Euch nicht lächerlich machen mit solcher Maskerade. Damit und darin fühlt Ihr Euch richtig gut? Wer hätte es gedacht, daß die Zunft je so runterkommen könnte!


Karmeen besaß ein Motorboot, auf dem Wannsee. Da durfte ich mit, im Bikini mich an Deck fläzen, da wurde die arme Studentin verköstigt mit Speisen aus der oberen Etage des KaDeWe. Tja!

Das hätte ich mir in meinem warmen Lützower Lämpchen, gegründet 1967, ich Stammgast seit 1968, nicht vorstellen können, daß diese einzigartige Atmosphäre mal auf dem Flohmarkt feilgeboten wird, den Heteros wie ausrangierte Lokusbrillen aufgezwungen. Peinlich!

Ich gratuliere zum 110. Geburtstag:
Ein Denkmal für Paul O'Montis. Paul O'Montis in den Wogen des Stelenfeldes
Von Gudrun Eussner, HaGalil, 25. März 2004


Schwule und Lesben einst

In meiner Jugend verkehre ich in Schwulen- und Lesbenkreisen, das beginnt in Berlin, 1963. An Rosa von Praunheims Bettwurst denkt noch keiner. Rosa und Dietmar Kracht verkehren aber in der S-Bahn-Quelle alias Queese, am Savignyplatz, bei Hanne und Freundin, wo ich, wenn man reinkommt, links, neben der Tür, Flipper spiele, und mehrere Male Flipperkönigin werde. Für 1 DM, die ganze Nacht!

Da verkehrt mancher Taschendieb, Bodo, einer von ihnen, wird zu meiner Rigorosumsfête eingeladen. Er ist der am anständigsten gekleidete Gast, meine Mutter denkt, er wäre mein Verlobter: "Was macht denn der junge Mann beruflich?" - "Er ist Taschendieb, am Savignyplatz." - "Muß ich jetzt meine Tasche festhalten?" - "Nein, im Gegenteil! Er wird die Lage beobachten, hier wird nichts wegkommen!" Auch nicht die Pelzmütze, die Friederike Meier aus Versehen mitgehen lassen wollte.

Einige Damen aus der Lützower Lampe kommen während ihrer Pause kurz vorbei, dann zeigt mein Vater auf eine von ihnen: "Mutti, das ist auch keine Frau!" und er erzählt, wie er sich beim Fasching, in Leer, immer als Dame verkleidet hat und dann nicht wußte, auf welche Toilette er gehen könnte. Der arme Mann war der einzige, der annahm, er gälte als Frau, aufgedonnert, wie er war.

Auch Prof. Dr. Walter Höllerer sieht man in der S-Bahn-Quelle. In seinem Literarischen Colloquium, damals noch nicht am Sandwerder, sondern in der TU Berlin, bin ich Gasthörerin, und sein Assistent Dr. (Vorname?) Enders und ich, wir lachen über den Kulissenschieber Nikolaus Lenau und seine "dunklen Wolken". Wer kann das Gedicht besser zelebrieren, er oder ich? Ich sag's Ihnen: Ich! 😂

Ich werde bei Quotenmeter nachsehen, wie viele Zuschauer der Klamauk heute vorn Schirm holt. 😂