Der sozialistische Journalist soll nicht nur Talent und Intelligenz besitzen, sondern auch moralische Eigenschaften und ideologische Reife aufweisen, schreibt der Dekan der Fakultät für Journalistik der Karl-Marx-Universität Leipzig Hermann Budzislawski in der Neuen Deutschen Presse, der Zeitschrift des Verbandes der Journalisten der DDR. (1)
Zeitungs- und Funkjournalisten werden als gesellschaftliche Arbeiter aufgefaßt, es ist ihre Aufgabe, das sozialistische Weltbild mit Hilfe von Massenmedien zu formen. Als beispielhaft wird dem sozialistischen Journalisten der DDR die Tätigkeit des kommunistischen Redakteurs der Vergangenheit dargestellt: nicht ein Beruf wie jeder andere, sondern eine Berufung war der Eintritt in die Redaktion eines Parteiblattes; zur täglichen Aufgabe der kommunistischen Redakteure gehörte der "kompromißlose Kampf gegen alle revisionistischen, liquidatorischen und sektiererischen Strömungen in der Arbeiterbewegung"; die Bewältigung dieser Aufgabe habe den Grundstein zur "unerschütterlichen felsenfesten politischen Überzeugung von der Gesetzmäßigkeit des Sieges des Sozialismus" gelegt, weiß der Politiker, Abgeordnete und Journalist Paul Böttcher. (2)
Noch 1959, auf der 3. Pressekonferenz der SED, wurde von Professor Albert Norden heftige Kritik geübt an den "damals noch weit verbreiteten Tendenzen des Nur-Journalismus", vertreten durch all diejenigen Journalisten, die, einer ideologischen Bewährungsprobe enthoben, als Mitläufer der etablierten Macht arbeiten konnten. (3)
Die sechs Maximen journalistischer Meisterschaft sind nach Prof. Dr. Hermann Budzislawski: (4)
Der sozialistische Journalist ist ein prinzipienfester Funktionär.
Der sozialistische Journalist besitzt Ideenreichtum.
Der sozialistische Journalist ringt um literarische Meisterschaft.
Der sozialistische Journalist arbeitet wissenschaftlich.
Der sozialistische Journalist arbeitet massenverbunden.
Der sozialistische Journalist ist charakterfest und liebt seinen Beruf.
Aufgabe des sozialistischen Journalisten ist es, "Pädagoge des ganzen Volkes, ein Erzieher der Massen im revolutionären Geiste" zu sein, den Menschen "von seinem individualistischen Standpunkt in der Betrachtung des Lebens zu einer kollektiven Betrachtungsweise gelangen zu lassen". (5)
Dem sozialistischen Journalisten ist "jeglicher Individualismus fremd", er arbeitet "im Schutze des Kollektivs, das ihn, wenn nötig, vor Entgleisungen und falschen Einschätzungen bewahrt, er achtet seinen Rat und seine Kritik", er fühlt sich "als Teil des großen Kollektivs des Volkes und insbesondere der Arbeiterklasse". (6)
Es lohnt sich, diese Lehren mit den Artikeln des Covenant of the Islamic Resistance Movement Hamas abzugleichen; die Ähnlichkeiten sind nicht zufällig. Im Artikel 24 beispielsweise macht die Hamas deutlich, daß sie die Hoheit über die Wahrheit besitzt. Ansichten und Verhalten von Gruppen und einzelnen über den Weg zum Sieg beurteilt die Hamas: "Wann immer solche Standpunkte irrig sind, behält sich die Islamische Widerstandbewegung (Hamas) das Recht vor, den Irrtum darzulegen und vor ihm zu warnen. Sie wird bestrebt sein, den richtigen Weg aufzuzeigen und den fraglichen Fall objektiv [sic] zu beurteilen. Kluges Verhalten ist in der Tat das Ziel des Gläubigen, der dem folgt, wo immer er ihn (den Irrtum) erkennt."
Heinz Keßler sagte in einem Interview über Kurt Gossweiler [05.11.1917; †15.05.2017]: „Und ich bewundere auch, ja ich beneide ihn sogar darum, dass er in prinzipieller, aber auch sehr sachlicher Weise sich mit Freundinnen und Freunden, Genossinnen und Genossen, – weil sie irren [sic] -, auseinandersetzt und auf diese Weise hilft, dass diese Genossin oder jener Genosse wieder zurückfindet zu unseren Grundfesten, nämlich unserer wissenschaftlichen Lehre des Marxismus-Leninismus.“
Publizisten und Journalisten mit Sendungsbewußtsein sehen sich ebenfalls verpflichtet, die Irrenden auf den rechten Pfad zu führen. Wenn sie dazu mangels Macht nicht in der Lage sind, werden die vom Wege abgekommenen aus der Kommunikation ausgeschlossen, ihre Äußerungen werden entweder unterdrückt oder diffamiert. Ganze Blogs sind eigens dazu eingerichtet worden, "den fraglichen Fall objektiv zu beurteilen".
Es besteht eine Affinität linker Journalisten zum Islam, welcher Variante auch immer; sie treffen auf bekannte Strukturen des Kollektivs, im Islam Ummah genannt: die Aufforderung ihre Individualität zurückzunehmen und sich zu unterwerfen, die Selbstverständlichkeit, einer Ideologie mit höherer Moral zu folgen, im konkreten Sinne des Wortes berufen zu sein, die Verpflichtung zu missionieren und dazu die Massenmedien gezielt einzusetzen. Es ist weder bei den Linken noch bei den fundamentalistischen Muslimen angesagt, den Lesern, Hörern und Zuschauern nach besten Möglichkeiten unverfälschte Nachrichten zu liefern, damit sie sich eine eigene Meinung bilden können, sondern die Nachrichtengebung steht im Dienst der Ideologie. Das ist so selbstverständlich, daß es den linken Journalisten in unseren MSM, von ARD bis ZEIT, gar nicht auffällt. Wahr ist eine Nachricht, wenn sie der Sache dient. Es wird im Fall der weiteren Islamisierung bis zu einer Machtübernahme der Funktionäre dieser totalitären Politideologie so kommen, daß die Liebediener eines Tages der Sache des Islams nicht mehr dienen. Dann wird man Anschuldigungen gegen sie erfinden, sie werden mit ihren eigenen Waffen geschlagen, und sie enden wie der Erste Sekretär des Zentralkomitees der Tudeh-Partei des Iran Noureddin Kianouri.
Quellen, zitiert nach Gudrun Traumann: Journalistik in der DDR
(1) Hermann Budzislawski: Zur Verbesserung des Studienganges und des Studienplans an der Fakultät für Journalistik.
Neue Deutsche Presse (NDP), Beilage zu Heft 3/März 1957, S. 6 und 11
(2) Paul Böttcher: Gibt es für uns Journalisten besondere Moral und Ethik?
Heft 2/Februar 1959, S. 14 f
(3) Ideologische Waffen für Frieden und Sozialismus. Aus der Rede Prof. Albert Nordens auf der 4. Journalisten-Konferenz des ZK der SED, 11. - 12. Dezember 1964.
In: NDP, Heft 1/Januar 1965, S. 2 ff
(4) Hermann Budzislawski: Sozialistische Journalistik, Leipzig 1966, S. 26 - 40
(5) Hermann Budzislawski, a.a.O., S. 19
Horst Sindermann: Aufgaben der Wirtschaftsjournalisten.
In: NDP, Heft 2/Februar 1958, S. 12 f.
(6) Hermann Budzislawski, a.a.O., S. 38
Zeitungs- und Funkjournalisten werden als gesellschaftliche Arbeiter aufgefaßt, es ist ihre Aufgabe, das sozialistische Weltbild mit Hilfe von Massenmedien zu formen. Als beispielhaft wird dem sozialistischen Journalisten der DDR die Tätigkeit des kommunistischen Redakteurs der Vergangenheit dargestellt: nicht ein Beruf wie jeder andere, sondern eine Berufung war der Eintritt in die Redaktion eines Parteiblattes; zur täglichen Aufgabe der kommunistischen Redakteure gehörte der "kompromißlose Kampf gegen alle revisionistischen, liquidatorischen und sektiererischen Strömungen in der Arbeiterbewegung"; die Bewältigung dieser Aufgabe habe den Grundstein zur "unerschütterlichen felsenfesten politischen Überzeugung von der Gesetzmäßigkeit des Sieges des Sozialismus" gelegt, weiß der Politiker, Abgeordnete und Journalist Paul Böttcher. (2)
Noch 1959, auf der 3. Pressekonferenz der SED, wurde von Professor Albert Norden heftige Kritik geübt an den "damals noch weit verbreiteten Tendenzen des Nur-Journalismus", vertreten durch all diejenigen Journalisten, die, einer ideologischen Bewährungsprobe enthoben, als Mitläufer der etablierten Macht arbeiten konnten. (3)
Die sechs Maximen journalistischer Meisterschaft sind nach Prof. Dr. Hermann Budzislawski: (4)
Der sozialistische Journalist ist ein prinzipienfester Funktionär.
Der sozialistische Journalist besitzt Ideenreichtum.
Der sozialistische Journalist ringt um literarische Meisterschaft.
Der sozialistische Journalist arbeitet wissenschaftlich.
Der sozialistische Journalist arbeitet massenverbunden.
Der sozialistische Journalist ist charakterfest und liebt seinen Beruf.
Aufgabe des sozialistischen Journalisten ist es, "Pädagoge des ganzen Volkes, ein Erzieher der Massen im revolutionären Geiste" zu sein, den Menschen "von seinem individualistischen Standpunkt in der Betrachtung des Lebens zu einer kollektiven Betrachtungsweise gelangen zu lassen". (5)
Dem sozialistischen Journalisten ist "jeglicher Individualismus fremd", er arbeitet "im Schutze des Kollektivs, das ihn, wenn nötig, vor Entgleisungen und falschen Einschätzungen bewahrt, er achtet seinen Rat und seine Kritik", er fühlt sich "als Teil des großen Kollektivs des Volkes und insbesondere der Arbeiterklasse". (6)
Es lohnt sich, diese Lehren mit den Artikeln des Covenant of the Islamic Resistance Movement Hamas abzugleichen; die Ähnlichkeiten sind nicht zufällig. Im Artikel 24 beispielsweise macht die Hamas deutlich, daß sie die Hoheit über die Wahrheit besitzt. Ansichten und Verhalten von Gruppen und einzelnen über den Weg zum Sieg beurteilt die Hamas: "Wann immer solche Standpunkte irrig sind, behält sich die Islamische Widerstandbewegung (Hamas) das Recht vor, den Irrtum darzulegen und vor ihm zu warnen. Sie wird bestrebt sein, den richtigen Weg aufzuzeigen und den fraglichen Fall objektiv [sic] zu beurteilen. Kluges Verhalten ist in der Tat das Ziel des Gläubigen, der dem folgt, wo immer er ihn (den Irrtum) erkennt."
Heinz Keßler sagte in einem Interview über Kurt Gossweiler [05.11.1917; †15.05.2017]: „Und ich bewundere auch, ja ich beneide ihn sogar darum, dass er in prinzipieller, aber auch sehr sachlicher Weise sich mit Freundinnen und Freunden, Genossinnen und Genossen, – weil sie irren [sic] -, auseinandersetzt und auf diese Weise hilft, dass diese Genossin oder jener Genosse wieder zurückfindet zu unseren Grundfesten, nämlich unserer wissenschaftlichen Lehre des Marxismus-Leninismus.“
Publizisten und Journalisten mit Sendungsbewußtsein sehen sich ebenfalls verpflichtet, die Irrenden auf den rechten Pfad zu führen. Wenn sie dazu mangels Macht nicht in der Lage sind, werden die vom Wege abgekommenen aus der Kommunikation ausgeschlossen, ihre Äußerungen werden entweder unterdrückt oder diffamiert. Ganze Blogs sind eigens dazu eingerichtet worden, "den fraglichen Fall objektiv zu beurteilen".
Es besteht eine Affinität linker Journalisten zum Islam, welcher Variante auch immer; sie treffen auf bekannte Strukturen des Kollektivs, im Islam Ummah genannt: die Aufforderung ihre Individualität zurückzunehmen und sich zu unterwerfen, die Selbstverständlichkeit, einer Ideologie mit höherer Moral zu folgen, im konkreten Sinne des Wortes berufen zu sein, die Verpflichtung zu missionieren und dazu die Massenmedien gezielt einzusetzen. Es ist weder bei den Linken noch bei den fundamentalistischen Muslimen angesagt, den Lesern, Hörern und Zuschauern nach besten Möglichkeiten unverfälschte Nachrichten zu liefern, damit sie sich eine eigene Meinung bilden können, sondern die Nachrichtengebung steht im Dienst der Ideologie. Das ist so selbstverständlich, daß es den linken Journalisten in unseren MSM, von ARD bis ZEIT, gar nicht auffällt. Wahr ist eine Nachricht, wenn sie der Sache dient. Es wird im Fall der weiteren Islamisierung bis zu einer Machtübernahme der Funktionäre dieser totalitären Politideologie so kommen, daß die Liebediener eines Tages der Sache des Islams nicht mehr dienen. Dann wird man Anschuldigungen gegen sie erfinden, sie werden mit ihren eigenen Waffen geschlagen, und sie enden wie der Erste Sekretär des Zentralkomitees der Tudeh-Partei des Iran Noureddin Kianouri.
Quellen, zitiert nach Gudrun Traumann: Journalistik in der DDR
(1) Hermann Budzislawski: Zur Verbesserung des Studienganges und des Studienplans an der Fakultät für Journalistik.
Neue Deutsche Presse (NDP), Beilage zu Heft 3/März 1957, S. 6 und 11
(2) Paul Böttcher: Gibt es für uns Journalisten besondere Moral und Ethik?
Heft 2/Februar 1959, S. 14 f
(3) Ideologische Waffen für Frieden und Sozialismus. Aus der Rede Prof. Albert Nordens auf der 4. Journalisten-Konferenz des ZK der SED, 11. - 12. Dezember 1964.
In: NDP, Heft 1/Januar 1965, S. 2 ff
(4) Hermann Budzislawski: Sozialistische Journalistik, Leipzig 1966, S. 26 - 40
(5) Hermann Budzislawski, a.a.O., S. 19
Horst Sindermann: Aufgaben der Wirtschaftsjournalisten.
In: NDP, Heft 2/Februar 1958, S. 12 f.
(6) Hermann Budzislawski, a.a.O., S. 38
Siehe auch:
Studieren im Roten Kloster. Von Michael Meyen
Karl-Heinz Röhr: Um Qualität geht es immer und überall
"Karl-Heinz Röhr hat an der Universität Leipzig alle akademischen Stationen durchlaufen. Michael Meyen hat ihn am 4. März 2015 in Leipzig nach seinem Studium an der Fakultät für Journalistik gefragt, nach Hermann Budzislawski, dessen persönlicher Assistent Röhr war, und dann vor allem nach der Ausbildung, die er selbst als Professor mit verantwortet hat."