25. April 2025

Israel einer Anfängerin [5]: Neve Tsedek - Rehovot

Am nächsten Morgen, es ist Samstag, mache ich nicht denselben Fehler und verpasse das Frühstück. Dann geht's auf Entdeckung, einige hundert Meter die Eilat Richtung Tel Aviv, und ich beschließe, in eine kleine Straße namens Shlush einzubiegen. Keine Ahnung, was mich erwartet!


Ich bin in Neve Tzedek, hebräisch für Wohnstätte der Gerechtigkeit, einer Ansiedlung der Ersten Aliyah, 1882 - 1903, der ersten jüdischen Ansiedlung außerhalb Jaffas, gegründet von Aharon Chelouche/Shlush, Shimon Roca/Rokach, Haïm Amzallag und Zerah Barnet. Dort bauen die Gebrüder Chelouche, aus Algerien nach Palästina eingewanderte Juden, um aus dem überbevölkerten teuren Jaffa herauszukommen, im Jahre 1883 den Wohnsitz für ihre Familie, das "Chelouche House", und 1887, 22 Jahre vor der Gründung von Tel Aviv, eine Fabrik für BaustoffeAn ihren zerfallenden Resten und an einer kleinen, ebenfalls von Aharon Chelouche gebauten Synagoge führt die Straße entlang zu einem wunderbar restaurierten Areal mit Luxuswohnungen und einem Theater.

Ich komme in Straßen mit gepflegten Häusern, und an der Ecke der Rehov Shalom Shabazi, benannt nach dem größten jemenitischen Dichter, nahe dem Suzanne Dellal Kulturzentrum, befindet sich ein lauschiges Garten-Café. Als ich ankomme, ist es erst spärlich besetzt, was sich zügig ändert. Ich beobachte von meinem kleinen Ecktisch aus, wie ganze Familien in den Garten einfallen, Tische zusammengeschoben werden, und das Brunch beginnt. Der bescheidene Parkplatz neben dem Café, bewacht von einem geruhsam unter dem ausladenden Baum sitzenden jungen Wärter, ist binnen Kurzesfrist besetzt.

Ich bestelle Hummus bi Tahina, Kichererbsenpurée mit Sesampaste, Brot, Kaffee und Wasser und lese weiter in Joan Peters: From Time Immemorial. Kinder kommen an meinen Tisch, hinter dem eine eiserne Treppe in den ersten Stock führt; nach einigem Zögern drücken sie sich an mir vorbei und klettern hoch&runter&hoch&runter.

Als ich genug gegessen, getrunken, geschaut und gelesen habe, mache ich mich auf, wandere weiter und komme ins Hotel InterContinental David. Dort erbitte ich mir am Empfang einen Stadtplan von Tel Aviv-Yafo und ruhe mich bei einem Wasser in der angenehm kühlen Lobby aus. Weiter geht's zum Strand von Jaffa. Ich habe sowieso wenig am Hut mit Sand und Strand, der Strand von Jaffa ändert nichts daran, im Gegenteil, ich finde ihn samt der Strandpromenade langweilig. Fotos vermitteln einen Eindruck davon. An dieser Strandpromenade treffe ich an meinem Ankunftstag die beiden freundlichen Herren, die mir zu meinem guten Essen im Restaurant Aladin verhelfen.

Zu Jaffa fällt mir auf, daß die gepflegtesten Plätze anscheinend von Juden restauriert wurden, die Restaurants von Juden betrieben werden. Ich habe fürs erste genug von Jaffa. Am Abend rufe ich Ami Isseroff an, mit dem ich mich für den folgenden Nachmittag, Sonntag, den 28. Oktober 2007, verabrede. Er betreibt das MidEastWeb, das ich oft frequentiere, und ich möchte ihn kennenlernen. Er wohnt in Rehovot, der "Stadt der Kultur und Wissenschaft", gut mit dem Bus zu erreichen.

The passionate views of Ami Isseroff, Z”L, Partners for Progressive Israel


Ich wandere zum Zentralen Busbahnhof von Tel Aviv, einem riesigen gut bewachten Komplex. Durch kleine Eingangsposten gerät man, nachdem Taschen und Koffer auf ihren Inhalt untersucht sind, in ein Gebäude mit mehreren Stockwerken. Von hier wollte ich am nächsten Tag nach Kfar Saba fahren, aber meines Gepäcks mit all den wollenen Wintersachen eingedenk, lasse ich das wohl besser.

Am Sonntagvormittag fahre ich nach Rehovot. Auf diesen Vorort von Tel Aviv bin ich gespannt. Nach dreiviertelstündiger Fahrt bin ich im Busbahnhof von Rehovot, gelegen an einem mittleren sehr gepflegten Einkaufszentrum, kaufe eine Jerusalem Post und mache mich auf Entdeckungsrundgang durch die Stadt. Ami Isseroff hat mir erklärt, daß er in einer Straße wohnt, die in Richtung Weizmann Institut liegt. Also suche ich zunächst diese Straße; denn bei meinem Orientierungssinn könnte ich sonst vielleicht den Nachmittagstermin verpassen. 

'It's impossible to be Jewish alone'. Poland's 'hidden Jews' convene in Krakow to regain a lost legacy.

Die Straße gefunden, gehe ich zurück, betrachte die Auslagen des Marktes und der Läden, kehre in ein nettes Café an der Rehov Herzl ein und lese erst einmal meine Zeitung, über ein Treffen von "hidden Jews" in Krakow, polnischen Juden, die erst spät über ihre Herkunft erfahren haben, von der Vorbereitung des Ereignisses, oder wie man's sonst nennen könnte, von Annapolis und von der Reise der Außenministerin Tzipi Livni des Irans wegen nach China, davon, daß die PA im Westjordanland von 80 000 Polizisten aus zwölf Sicherheitsdiensten 30 000 entlassen will, das seien diejenigen, die sowieso nie ihrer Tätigkeit nachgingen, daß man befürchte, sie schlössen sich dann der Hamas an, so daß die internationale Staatengemeinschaft sie doch bitte weiter finanzieren möge - und im Oslo-Vertrag von 1994/95 seien überhaupt nur 30 000 Polizisten fürs Westjordanland vorgesehen gewesen.

Secret cables reveal US efforts to prevent 2007 Hamas takeover of West Bank
By Seth J. Frantzman, Jerusalem Post, August 1, 2017

"Aus Memos geht hervor, daß der US-Sicherheitskoordinator im Jahr 2007 weniger Gelder erhielt als die iranische und katarische Unterstützung für die Hamas betrug."

Mich als Gegnerin des Irakkrieges fasziniert besonders ein von der Jerusalem Post, am 28, Oktober 2007, auf der Meinungsseite 19 [nicht online], aus der New York Times, vom 20. Oktober 2007, übernommener Kommentar von Frank Rich: Suicide is not painless. Selbstmord ist nicht schmerzlos. Der Autor berichtet von den gigantischen Ausmaßen der Korruption unter US-Politikern und Militärs nach dem Irakkrieg. Lieferverträge von insgesamt 6 Milliarden Dollar werden however slowly im Auftrag des Pentagons und des Justizministeriums auf Verschwendung und Betrug untersucht, das schließe nicht die etwa 9 Milliarden Dollar betragenden, aus Erdölverkäufen erzielten Einkommen ein, die in der kurzen aber verheerenden Amtszeit des L. Paul Bremer als Staats- und Regierungschef des Irak verschwunden seien. Die Amtszeit dauert bis 28. Juni 2004.

"Der Generalinspekteur versicherte dem Kongress zudem, daß weder [Verteidigungsminister] Donald Rumsfeld noch [der Neo-Con und Stellvertretende Verteidigungsminister] Paul Wolfowitz etwas von den Verbrechen gewusst hätten. Die Senatoren im Streitkräfteausschuss waren ungläubig. Senator John Warner, Republikaner aus Virginia, konnte nicht glauben, daß die beiden ranghöchsten Beamten des Pentagons keine Informationen über 'das schwerwiegendste Missmanagement bei der Rüstungsbeschaffung in der jüngeren Geschichte' hatten. ... Aber im Fall des Irak stand diese Korruption  im Mittelpunkt der gesamten Mission, von der Kriegsführung bis zum Aufbau der Nation."

Stiftungen, Think Tanks, und Neokonservative in den USA [Anmerkung 24]

Vom ehemaligen Botschafter und Terrorismusfachmann vom Empower America Project AVOT L. Paul Bremer, dem Vorsitzenden und Geschäftsführer der Crisis Consulting Practice of Marsh Inc., der Marsh & McLennan Companies, Inc. (MMC), seit 2001, einer der 500 größten Versicherungs-, Investment- und Beraterkonzerne der USA, Jahreseinkommen 2002 von mehr als10 Milliarden Dollar, habe ich meinen Lesern schon berichtet. Er wird Nachfolger des bis zum 12. Mai 2003 im Irak beim Wiederaufbau eingesetzten Waffenhändlers Jay Garner, Freund des Donald Rumsfeld. Jay Garner erwirbt seinen Reichtum aus den Geschäftsbeziehungen, die er auf Grund seiner militärischen Stellung aufbaut. Das setzt er auf seinem Posten im Irak fort. Seinen Platz muß er L. Paul Bremer überlassen, der sich 9 Milliarden Dollar irakischen Geldes bedient und sie nach Gutdünken verteilt.

Warum wohl hat die Jerusalem Post ausgerechnet diesen Kommentar übernommen? Oder ist es Routine? Diese und weitere spannende Nachrichten, über ägyptische Agenten, die bereits in Gaza tätig sind, und die dort demnächst Israels Rolle übernehmen sollen, sowie über Personen des öffentlichen Lebens, die am 26. Oktober in Oviedo den Prince of Asturias Award, den Premios Príncipe Asturias, der gleichnamigen Stiftung überreicht bekommen, darunter so kompatible Laureaten wie Avner Shalev, Direktor des Holocaust-Museums Yad Vashem, und die Klimakatastrophe Al Gore.

Yad Vashem fue galardonado con el premio Príncipe de Asturias de la Concordia para el año 2007

Noticias. Amos Oz, Al Gore y Avner Shalev, director del Museo del Holocausto de Jerusalén, pronunciaron los discursos en la ceremonia de entrega de los Premios Príncipe de Asturias 2007. Fundación Príncipe de Asturias, 26 octubre 2007

Derartig zugedröhnt, rettet mich ein frischer Salat im Selbstbedienungs-Restaurant Aroma.

Dann geht's auf zu Ami Isseroff, der zur Unterhaltung viele technische Vorschläge zur Verbesserung meiner Arbeit beiträgt, Links und Hyperlinks betreffend, und den für seine Site Artikel aus deutschen Medien interessieren. Wer soll sie übersetzen? Na, ich! Das hätte mir und den armen Lesern gerade noch gefehlt, meine Englischübersetzungen! 

Trotzdem war unser Gespräch aufschlußreich, ich weiß jetzt auch einiges darüber, daß viele Leute wie ich vor ihren PCs sitzen und stundenlang unentgeltlich arbeiten.

Am Montag geht's endlich zu Hanna, nach Kfar Saba

Hanna ist die Witwe von Dov Amir Z''L, eines deutsch-israelischen Archivars, verstorben am 23. November 2005, mit dem ich von Freunden in Kontakt gebracht wurde.

Amir, Dov: Leben und Werk der deutschsprachigen Schriftsteller in Israel. 
[Eine Bio-Bibliographie. Verlag: München/New York/London/Paris, Saur., 1980]
In: Norbert Otto Eke, Stephanie Willeke (Hgg.), Zwischen den Sprachen – Mit der Sprache?

Heute, am 27. April 2025, lerne ich, daß Dov Amir im selben Verlag veröffentlicht wurde, der auch meine Dissertation veröffentlichte, und daß der Verlag, in dem sein Beitrag jetzt zu lesen ist, in Bielefeld arbeitet, wo ich, am Bavink-Gymnasium, das Abitur bestanden habe. Zufälle gibt es! 😂

Lesern, für die Israel einer Anfängerin heute wenig ergiebig ist, empfehle ich Israel eines Professionellen. Meldungen über die Solidarminute für frierende Deutsche, verkündet von der Terrasse des Hotels King David, sind allerdings noch nicht verlautet, und ich verrate, daß ich den Profi-Reisebericht deshalb anfüge, weil ich einige Orte in mein nächstes Besuchsprogramm aufnehmen werde. Die Terrasse des King David kenne ich bereits, den herrlichen Ausblick, den guten Kaffee - aber ich greife vor ... 

26. November 2007 -  Ergänzung zu Dov Amir, am 27. April 2025

Mit Joy of Return am laufenden Meter, vom 24. November bis 11. Dezember 2007

The Joy of Return. Von Henryk M. Broder, Achse des Guten, 24. November 2007

Davon gibt es 13 sehr lesenswerte Folgen. Man muß nur die Endziffer des Links auswechseln:

The Joy of Return 2
https://www.achgut.com/artikel/the_joy_of_return_2

1 Ankunft und nach Jaffa, zu “Sheih”, an der Ecke Jeffet und Nachman Bratslav
2 Tel Baruch, Strand nördlich von Tel Aviv
3 Von Tel Aviv nach Jerusalem - Abu Gosh
4 Jerusalem, auf der Terrasse des YMCA Three Arches Hotel
41 M&W, Marionetten der Israel-Lobby
5 Nachdenken über einen Uganda Gipfel
6 Mit Joram Kaniuk im Café Tamar
7 "The Band's Visit" und die Burger von "Moses"
8 Die Pizzeria Tnuvale in Sderot
9 Der Autor frißt sich in der Ben Jehuda durch
10 Der Autor verwechselt Jerusalem mit 'ner ex-Geliebten
11 Warum interessiert sich keiner für das Schicksal der im Iran verfolgten Bahai?
12 Mit Hanna in Tel Aviv die Meeresfrüchte probiert
13 Mit Nathan in Bnei Brak das beste Couscous von ganz Israel gegessen

Bisher erschienen:

Israel einer Anfängerin: Episodio de la Historia. 17. November 2007
Israel einer Anfängerin [2]: Von Barcelona nach Tel Aviv, 20. November 2007
Israel einer Anfängerin [3]: Tel Aviv-Yafo, 24. November 2007
Israel einer Anfängerin [4]: Tel Aviv, 25. November 2007
Israel einer Anfängerin [5]: Neve Tsedek - Rehovot. 26. November 2007
Israel einer Anfängerin [6]: Kfar Saba. 3. Dezember 2007
Israel einer Anfängerin [7]: Maalot-Tarshiha. 7.Dezember 2007
Israel einer Anfängerin [8]: Maalot-Tarshiha in Perpignan. 9. Dezember 2007
Israel einer Anfängerin [9]: Shlomo Bohbot, Maalot und Tarshiha. 13. Dezember 2007
Israel einer Anfängerin [10]: Rückkehr nach Kfar Saba. 15. Dezember 2007
Israel einer Anfängerin [11]: Auf dem Weg nach Jerusalem. 18. Dezember 2007/16. Januar 2008