29. Dezember 2011

Ehud Barak: "In Syrien ist Assad verurteilt"

Die Beobachter ziehen durch Syrien und finden nichts

Die Wiedervorlage ist schon am 18. Dezember 2011 fällig. In einem Interview mit Pierre Rousselin, im Figaro, vom 18. Juni 2011, antwortet der israelische Verteidigungsminister auf die Frage, was demnächst in Syrien geschehen werde: Nach drei Monaten und 1 500 Toten hat Assad seine Legitimität verloren. Er ist verurteilt. Er mag sich drei oder sechs Monate halten, aber er hat einen Punkt erreicht, von dem es keine Rückkehr mehr gibt, und er wird seine Legitimität nicht wiedergewinnen können.

Que va-t-il se passer en Syrie?

Après trois mois et 1500 morts, Assad a perdu sa légitimité. Il est condamné. Il peut tenir trois ou six mois, mais il a passé un point de non-retour et ne pourra plus retrouver sa légitimité.

Diese Fehleinschätzung eines israelischen Verteidigungsministers hat mir angst gemacht; es kann doch nicht angehen, daß er in seiner Position die strategische Bedeutung Syriens für den Iran und dessen Gegner und Konkurrenten, für Saudi-Arabien, Katar, die Türkei, den Libanon, den Irak, nicht berücksichtigt - und dabei sind Rußland und China noch gar nicht einbezogen, auch nicht, was ihre Beziehungen zum Iran angeht! Erzählt er dem Franzosen vielleicht nur Märchen, obgleich er es besser weiß? Guckt er nicht Iran PressTV, um es einmal böse zu formulieren? Wer sich dort informiert, weiß mehr. Die Lektüre des Buches von Lee Smith: The Strong Horse wäre ebenfalls hilfreich.

Die Großmäuligkeit der Arabischen Liga kann niemanden darüber hinwegtäuschen, daß die arabischen Staaten schon aus gegenseitigem Mißtrauen sowie mannigfacher, auch militärischer Beziehungen zum Iran und dessen Alliierten kein Interesse daran haben, entsandte Beobachter etwas finden zu lassen, das dem Bashir al-Assad den Garaus machen könnte. Eher dulden sie das brutale Vorgehen der syrischen Regierung, als daß sie ihren Glaubensbrüdern im sunnitischen Lager einen strategischen Sieg gönnen; denn um einen solchen würde es sich handeln. Mit dem Fall des Bashir al-Assad würden die Karten neu gemischt, und wer obsiegt, wird in jedem Fall Gegner aller anderen.

So ziehen denn auch die 50 Mitglieder der arabischen Beobachterdelegation durchs Land und finden nichts Schreckliches, rien d'effrayante, mindestens 16 weitere werden hinzukommen, die ebenfalls nichts finden werden. General Mohammed Ahmed Mustapha al-Dabi, der sudanesische Chef der Beobachter, seinerzeit zuständig für die Aufstellung der Janjawids, aus Arabern und Afrikanern zusammengestellten Milizen zur Bekämpfung der revoltierenden Stämme und berüchtigt für ihre Teilnahme am Völkermord in Darfur, hat den ersten Besuch am Dienstag in der oppositionellen Stadt Homs als "gut" eingeschätzt, schreibt L'Express. Dort defilieren am selben Tag ca. 70 000 Demonstranten gegen das Assad-Regime, es gibt weitere sechs Tote, aber der General und seine Delegation können nur Ermutigendes erkennen, die Lage ist "beruhigend", la situation "rassurante", liest man heute im Figaro. Außer dem Quai d'Orsay Frankreichs ist darüber niemand überrascht.

Ehud Barak muß mindestens ein weiteres halbes Jahr warten, wenn nicht sehr viel länger, bevor seine Voraussagen in Erfüllung gehen, es sei denn, der Iran provoziere durch seine Operationen in der Straße von Hormuz außer dem Anstieg der Erdölpreise noch eben einen Krieg.

Darum wie immer: Exodus 14:14