16. März 2012

Afghanistankrieg in Frankreich


Der Afghanistan-Krieg findet inzwischen auf französischem Boden statt. In Montauban werden gestern, am Donnerstag, den 15. März 2012, am frühen Nachmittag, vier Soldaten der 17e RGP Fallschirmjäger-Einheit von einem Mann auf dem Motorroller auf offener Straße niedergeschossen, als sie in der Nähe ihrer Kaserne Geld aus dem Automaten ziehen. Drei sind auf der Stelle tot, der vierte schwebt in Lebensgefahr.

Am Tatort der Exekution werden 17 Patronenhülsen des Kalibers 11.43 sichergestellt. Selbstverständlich erklärt L'Indépendant nichts dazu, das dürfen sich die Leser selbst zusammensuchen. Der Artikel rangiert auf Seite 12, unter "Verschiedenes", und im Internet findet man inzwischen nichts mehr übers Kaliber, stattdessen handelt es sich im Text um drei, im AFP-Foto um vier angegriffene Soldaten.

Am 29. September 2009, 12:19:41 meint Blogger RushHour: "In Europa hört es hingegen idR bei 9mm auf, eigentlich also, wenn man es umrechnet, bei 0.35. Oder hat irgend wer in Europa schon mal von einer Pistole im Kaliber 11.43cm gehört, die sagen wir mal in Großserie bei Polizei oder Militär oder privat weit verbreitet wäre? In den USA scheint mir derlei aber eher der Standard zu sein."

Auch der Figaro hat etwas mitbekommen von der Schießerei. Da sind es nur zwei ermordete Soldaten, auf einen scheint es nicht anzukommen. Erwähnt wird eine ähnliche Tat in Toulouse, nur einige Kilometer entfernt von Montauban, vom letzten Sonntag, 11. März 2012, da ein Offizier des Ersten RTP von einem Motorroller aus erschossen wird. Der ist im Gegensatz zu den Soldaten in Montauban nicht in Uniform.

Und schon geht das systematische Verschleiern der Hintergründe der Tat los. Es ist das Werk eines "einsamen Wolfs", eines fanatischen Mörders, diese Piste wird verfolgt, alles andere könnte den Abzugsplan, oder besser den Anwesenheitsplan Frankreichs in Afghanistan gefährden: "Ein ehemaliger Militär in voller Rebellion? Ein Antimilitarist, der gewalttätig geworden ist?" Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das Kaliber 11.43 wird im Figaro erwähnt, es sei eine einst im Verbrechermilieu sehr geschätzte Waffe. So kommt der Leser nicht auf falsche Gedanken. Man muß jetzt nur noch Indizien finden, daß die Soldaten und der Offizier einem Drogendealer nicht gefallen haben, und schon kann man in Afghanistan und neuerdings auch in Frankreich weiter seine Soldaten im Afghanistankrieg sterben lassen. Die meisten der französischen Truppen dort sind eh Fremdenlegionäre, bezahlte Söldner, die verheizt werden, wie man in Paris Match liest: Die Legionäre beschweren sich über Kampfbedingungen, die ihre französischen Vorgesetzten ihnen aufzwingen. Aber sie dürfen sich damit trösten, daß sie durch ein Gesetz von 1999 mit ihrem vergossenen Blut Franzosen werden, Français par le sang versé.

Wer die Vernebelung auf deutsch genießen möchte, lese auf Suedostschweiz.ch: Motiv für Anschläge in Montauban unklar: "Aussenminister Alain Juppé wies am Freitag Spekulationen über einen Zusammenhang mit dem französischen Militäreinsatz in Afghanistan zurück. 'Es gibt zurzeit keinen Hinweis darauf', sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP. 'Fangen wir nicht an, über mögliche Motive zu spekulieren.' ... Nach Informationen der Zeitung 'Le Figaro' verfolgt die Polizei mehrere mögliche Spuren. Auch Vergeltungsakte im Milieu der organisierten Kriminalität oder die Wahnsinnstat eines Waffenfanatikers wurden nicht ausgeschlossen."

Nun bleibt abzuwarten, ob der Name des Schützen bekannt wird, oder ob man seiner leider trotz intensiver Suche nicht habhaft wird. Ein Mann mit islamischem MiHiGru oder ein zum Islam konvertierter originärer Franzose war das gewiß nicht, wetten?

Afghanistankrieg in Frankreich. Fortsetzung