31. August 2016

Die Illusion vom "Islam Frankreichs"


Es ist ein Elend anzusehen, wie europäische Regierungen sich immer wieder am Islam abarbeiten, ohne auch nur einmal diejenigen hinzuzuziehen, die durch jahrelange Studien und Aufenthalte in islamischen Ländern die Befähigung dazu haben. Inzwischen halte ich es für Absicht; denn in allen Ländern Europas gäbe es noch immer genug Alternativen. Die Bürger sollen nicht informiert werden.

Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve beauftragt den ehemaligen Minister sozialistischer Regierungen Jean-Pierre-Chevènement, einen links-souveränistischen Politiker, mit der Gründung einer Stftung für den Islam Frankreichs, Fondation pour l'islam de France. Die Ironie will es, daß er in dieser Rolle umstritten ist, weil er zu den Frankreich islamisierenden diversen Muslimvereinigungen keine Kontakte pflegt. Er sei ein geachteter und erfahrener Mann, aber seine Ernennung überrasche dennoch, weil ihm die muslimische Kultur und Empfindsamkeit völlig fremd sei, meinen politische Gegner. Alles klar? Er ist ihnen nicht islamfreundlich und einfühlsam genug!

Um wen es sich bei Jean-Pierre Chevènement, dem "Che", handelt, kann man in zahlreichen Artikeln auf meiner alten Website nachlesen [nicht mehr online]:
Diese bunte Mischung zeigt allein schon die Ahnungslosigkeit des nunmehr einen Islam Frankreichs planenden Jean-Pierre Chevènement. Es kann ihm nicht auffallen, daß "Islam Frankreichs", französischer Islam, Islam à la française eine Luftnummer ist, eine Bezeichnung für etwas, das es nicht gibt, eine Illusion.

Es kann kann keinen Islam Frankreichs, Deutschlands, Europas, der USA, Südamerikas, Rußlands, Chinas, des Iran, Asiens, Afrikas, Australiens geben, und das nicht, weil die Muslime böswillig wären, sondern weil Islam und Nation einander ausschließen. Was den bislang so bezeichneten "Islam in [!] Frankreich" angeht, so ist er nichts anderes als Islam, den in Frankreich lebende Muslime praktizieren. Muslime Frankreichs sind solche, die einen französischen Paß besitzen.

Einzelheiten dazu findet man in zahlreichen Artikeln auf meiner Website und meinem Blog. Wenn man nur zwei lesen wollte, dann bitte die beiden Rezensionen Tilman Nagel: Angst vor Allah? und Karl Albrecht Schachtschneider. Es gibt keine Religionsfreiheit sowie selbstverständlich ausführlich in den beiden rezensierten Werken.

Der Islam ist eine politische Religion, eine mit religiösen Versatzstücken versehene, dem Diesseits verpflichtete totalitäre Politideologie, die bei mangelnder Essenz des Westens und seines Kulturrelativismus leichtes Spiel hat bei der Islamisierung der "Ungläubigen", bei ihrer Unterwerfung unter die Anforderungen ihres Regelsystems.

Gläubige Muslime sind von unserem Wertesystem nicht zu erreichen, der Islam ist nicht zu verweltlichen, zu säkularisieren, weil sein Regelsystem dem entgegensteht und er bereits von dieser Welt ist.

Der Plan des Jean-Pierre Chevènement den Islam Frankreichs auszuarbeiten

Jean-Pierre Chevènement : mon plan pour construire l'islam de France ist ein Interview, vom 30./31. August 2016, der Figaro-Journalisten Vincent Trémolet de Villers und Jean-Marie Guénois überschrieben, wobei construire im Deutschen in alphabetischer Reihenfolge aufstellen, ausarbeiten, bauen, bilden, entwerfen, errichten, und konstruieren heißen kann. Das gefällt den Franzosen an ihrer Sprache, daß man etwas sagt, ohne es genau zu bezeichnen, Impressionismus pur!

So auf alles gefaßt, kommt's dicke. Weder die Journalisten noch der Interviewpartner, noch dessen Kritiker zeigen die geringste Kenntnis, worum es in Frankreich und in Europa geht. Die Vertreter der Muslimvereinigungen, da keiner von ihnen mit dem Vorsitz der Stiftung beehrt wird, schweigen derweil weise; sie sehen, daß es sich um einen "Streit um des Kaisers Bart" handelt. In der Position derer, die wissen, worum es beim Islam, beim Koran, den Hadithen, der Sunna, der Scharia geht, lassen sie die Vertreter der unterschiedlichen politischen und parteipolitischen Gruppierungen aufeinander einschlagen. So können sie sich ein Bild von den Ausmaßen der Unkenntnis oder der Böswilligkeit der Ungläubigen machen. Ihr Gelächter würde ich gern hören!

Hier eine unvollständige Auflistung der nicht nach Sachgebieten geordneten, sondern nach und nach im Interview angerissenen, buntgewürfelten Themen:
  • Der republikanische Laizismus steht gegen kommunitaristische Philosophie.
  • Muslime beklagen, daß es keinen muslimischen Stiftungsvorsitzenden gibt.
  • Der "Che" mahnt Zurückhaltung der Muslime im öffentlichen Raum an.
  • Er fordert die Äußerung von Sachargumenten statt Offenbarung.
  • Die verlangsamte Integration muß wieder Schwung aufnehmen.
  • Die Frage der Arbeit ist zentral für Muslime.
  • Wir haben zugelassen, daß sich die Muslime in bestimmten Wohngebieten ansiedeln.
  • Unsere Gegner wollen die Brüche in unserer Gesellschaft ausnutzen.
  • DAESH verheimlicht nicht, daß er unser Land in den Bürgerkrieg stürzen will.
  • In Frankreich gibt es 4,1 Millionen Muslime. Die Zahl wiederholt er später noch einmal. [Laut Experten sind es zwischen 6 und 9 Millionen.]
  • Muslime müssen alle Rechte des Bürgers ausüben, als Gegenleistung müssen sie die Pflichten akzeptieren.
  • Ich [der "Che"] habe die Wiederaufnahme des Verfahrens des Islam Frankreichs 1999 initiiert. [Da war er Innenminister im Kabinett des Sozialisten Lionel Jospin.]
  • Die Muslime sollen ihren Kult im republikanischen Rahmen frei praktizieren.
  • Es soll Schluß sein mit der Finanzierung des Islam Frankreichs aus dem Ausland.
  • Mit öffentlichen Mitteln soll alles finanziert werden, was nicht den Kult angeht: bürgerliche, juristische, sprachliche Erziehung der Imame sowie Forschungen in Islamologie. [Gegenstück zur Kremlologie!]
  • Auch andere öffentliche sowie private Geldgeber und die große Masse der Gläubigen dürfen den Islam Frankreichs finanzieren. [Es wird alles wieder so, wie's bleibt!]
  • Die Abgaben für Halal-Speisung werden nicht aus der Stiftung, sondern aus den Muslimvereinigungen kommen.
  • Die Imame dürfen in den islamischen Ländern ausgebildet werden, die wie wir gegen den dschihadistischen Terror kämpfen. Er nennt Algerien und Marokko.
  • Die Imame müssen francophon sein und in Frankreich an einer der dazu geeigneten zwölf Universitäten ein Diplom in Jura und Bürgerrechten erwerben.
  • Imame müssen ein Diplom in Islamologie vorweisen.
  • Staaten wie Marokko oder Algerien oder die Türkei sind keine Gegner, sondern Partner [sic]. Mit ihnen teilen wir gemeinsame Interessen.
  • Die Arbeit der Stiftung wird mit bescheidenen 5 Millionen Euro beginnen.
  • Der Prozeß der Schaffung des Islam Frankreichs ist langwierig.
  • Wir sind nicht mehr in der Zeit des Islam der Keller und Garagen.
  • Der von Nicolas Sarkozy 2003 gegründete Conseil français du culte musulman (CFCM) hat einen theologischen Rat gebildet. [Der Begriff kommt vom griechischen Wort für Gott Θεος. Der Islam hat nichts mit diesem Begriff gemein!]
  • Ein Lob der malekitischen Linie des Islam, gegen den salafistischen Wahhabismus!
  • Die Muslime müssen selbst über die Entwicklung des Islam wachen, es ist nicht meine, des "Che", Aufgabe!
  • Die sich radikalisierenden jungen Muslime sind weit entfernt vom Islam [sic].
  • Radikale Muslime interpretieren den Islam eschatologisch und ihre Operationen sind für sie selbst selbstmörderisch.
  • Französische Geheimdienste befürchten kommenden Bürgerkrieg.
  • Fanatische Theologen [sic] hätten Frankreich im Visier.
  • Die Entscheidung des Staatsrates für den Burkini versteht er nicht, aber es gebe dort Herrn Thierry Tuot, der 2013 in einem Bericht meinte, die französische Gesellschaft müßte sich den Migranten anpassen und nicht umgekehrt.
  • Man muß immer die Motivation seines Gegners kennen.
Damit schließe ich, es reicht!

Die Muslime werden sich über das Wirken dieser Stiftung und ihres Präsidenten amüsieren. Der kennt nämlich im Gegensatz zu ihnen weder seinen Gegner noch dessen Motivation.