27. Juli 2023

Rußland. Wladimir Putin will raus aus der Isolation

Le Figaro überbietet sich heute in AgitProp. Das fängt auf der ersten Seite der Zeitung, vom 27. Juli 2023, an: "Putins afrikanisches Spiel, um aus der Isolation herauszukommen." Einen solchen Artikel liest man  sonst auf Mediapart des linksradikalen Edwy Plenel, einst Le Monde-Chefredakteur.

Le jeu africain de Vladimir Poutine pour sortir de l’isolement

Updates, vom 28. Juli 2023, auch zum Putsch in Niger, im und unterm Text

Update, vom 5. August 2023
Rußland als starke Alternative gegen Neokolonialismus

Wladimir Putin, in Strelna, 26. Juli 2023, am Vorabend des Rußland-Afrika-Gipfels

Das Foto eines lächelnden Wladimir Putin straft den Artikel Lügen, bevor man überhaupt einen Satz auf den Seiten 2-3 gelesen hat. Am 27. und 28. Juli findet ein zweitägiger Rußland-Afrika-Gipfel statt, in Sankt Petersburg, den ersten gab es 2019, in Sotschi; er war ein voller Erfolg. Anwesend waren 43 Regierungschefs. Deutsche Medien meinen, 19 Regierungschefs wären jetzt anwesend.

Auf Grund des Ukrainekrieges ist der zweite Gipfel nicht vergleichbar mit dem ersten. Immerhin nehmen 17 von 55 Regierungschefs und hochrangige Regierungsmitglieder Afrikas an ihm teil. Julian Colling zählt sie auf:

Senegal, Kongo, Zentralafrika, Mali, Simbabwe, Ägypten, Südafrika, Burundi, Uganda, Eritrea, Mozambik, Kamerun, Burkina-Faso und Guinea-Bissau. 

UpdateÄthiopiens Premierminister Abiy Ahmed Ali und noch weitere vergißt er, nämlich den Präsidenten des libyschen Präsidentschaftsrats, den Präsidenten der Komoren,  in Personalunion Versitzender der Afrikanischen Union, und den Außenminister von Sambia. Der Präsident der Komoren ist derjenige, der meint, das französische Department Mayotte wäre eine Kolonie Frankreichs und gehörte zu den Komoren. Ist halt ein permanentes Wuambushu! 😂

Afrika zeigt seine Verbundenheit mit Rußland!

In der Plenarsitzung, zu Beginn des Gipfels, erläutert Wladimir Putin die Aussichten für die Entwicklung umfassender Beziehungen zwischen Rußland und den afrikanischen Staaten auf politischem, wirtschaftlichem und humanitärem Gebiet. 

Die Teilnehmer planen zum Schluß des Gipfels die Veröffentlichung einer gemeinsamen Erklärung sowie weitere Dokumente über wichtige Bereiche der russisch-afrikanischen Zusammenarbeit.

Wladimir Putin nimmt gemeinsam mit russischen und afrikanischen Geschäftsleuten und Regierungsvertretern teil an der Plenarsitzung des Wirtschafts- und des humanitären Forums. Er trifft sich während des Gipfels mit den Präsidenten der afrikanischen Regionalorganisationen.

Abmachungen zur Zusammenarbeit zwischen Rußland und den afrikanischen Staaten in Handel, Wirtschaft, Investitionen, Wissenschaft, Technik und Kultur sowie humanitärer Hilfe werden erwartet.

Zusätzlich werden Wladimir Putin und die Regierungschefs einer Reihe von afrikanischen Staaten fortfahren, mögliche Wege zur Bereinigung der Lage um die Ukraine im Rahmen der Afrikanischen Friedensinitiative zu diskutieren, die im Juni in Sankt Petersburg begonnen wurde.

Update
Meeting with heads of African delegations on Ukrainian agenda St Petersburg, 

The meeting held as a working lunch was attended by Chairperson of the African Union and President of the Union of the Comoros Azali Assoumani, President of Egypt Abdel Fattah el-Sisi, President of the Republic of the Congo Denis Sassou Nguesso, President of Senegal Macky Sall, President of Uganda Yoweri Kaguta Museveni, President of the South African Republic Cyril Ramaphosa, Minister of Foreign Affairs and International Cooperation of the Republic of Zambia Stanley Kakubo.

Le Figaro, aus dem Besitz von Dassault Aviations, hört schon deshalb nicht auf zu geifern, weil die Inkompetenz des Emmanuel Macron dazu geführt hat, daß Frankreich aus Mali und Burkina-Faso geflogen ist, derweil hat Rußland Militärausbilder vor Ort, und seine Sicherheitsgruppe Wagner geht erfolgreich gegen den Terrorismus islamischer Gruppen in Afrika vor. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin wird sogar beim Rußland-Afrika-Gipfel gesichtet. Verkehrte Welt!

Update: Und jetzt fliegt Frankreich samt seinen 1500 Militärs und einem Militärflughafen auch noch aus Niger raus, wo der Chef der Präsidentengarde, seit 12 Jahren,  Abdourahamane Tchiani den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum abgesetzt hat, der seinerseits den Abdourahamane Tchiani kaltstellen wollte, der meint, Niger müsse enger mit Mali und Burkina Faso zusammenarbeiten, mit den zwei Staaten aus denen Frankreich eben entlassen wurde. Die drei Staaten sind das Epizentrum der islamischen Dschihadisten, die kaum bis keine Erwähnung finden bei der Beantwortung der Frage, warum jetzt der Putsch in Niger. 

Die Erwähnung des Islams ist in Frankreich generell tabu, da gibt es "Islamismus", "Separatismus" und neuerdings auch "Schwierigkeiten", difficultés, wenn Emmanuel Macron um die Konsequenzen der unkontrollierten Einwanderung von Muslimen herumredet. Meine Dorfzeitung weiß:

"Niger: Ein 'illegitimer und zutiefst gefährlicher' Staatsstreich.
Emmanuel Macron ruft zur Befreiung des Präsidenten Mohamed Barzoum auf"
Niger : un coup d'Etat "parfaitement illégitime et profondément dangereux", 
Emmanuel Macron appelle à la libération du président Mohamed Bazoum. Par Coline Marcou, L'Indépendant, 28 juillet 2023

Der Rufer befindet sich nicht in der Wüste, als er ruft, sondern auf Staatsbesuch in Port Moresby, Papua-Neuguinea. Aber die EU droht schon mit Sanktionen, und Josep Borrell spielt sich auf und rasselt mit dem Degen. Die Bürger der EU leiden noch nicht genug unter den Sanktionen gegen Rußland. Auch Antony Blinken gibt seinen Senf dazu und bietet in einem Telefongespräch mit dem festgesetzten Mohamed Barzoum "unerschütterliche Unterstützung" der USA an.

Jewgeni Prigoschin kommentiert den Putsch: "Das ist der Kampf des Volkes von Niger gegen seine Kolonisatoren." Aber Emmanuel Macron verurteilt den Putsch und will daran arbeiten, die demokratische Ordnung wieder herzustellen. Die bringt einfach mehr Gewinn für die französischen Konzerne wie die Société Orano, ex-Areva, die die Uranminen ausbeutet, die aber laut meiner Dorfzeitung L'Indépendant nicht so wichtig sind, machten nur 10% des Uranbedarfs für Frankreichs Atomindustrie aus. Niger fördere überhaupt nur 4% des weltweit geförderten Uranerzes. Kasachstan und Usbekistan fördern ebenfalls Uranerz, liegen aber eher im Einzugsbereich Rußlands. Auch Kanada und Australien werden den Bedarf Frankreichs nicht decken können und wollen.

"Putsch in Niamey: 
Das Modell der französisch-nigerischen militärischen Partnerschaft in Frage gestellt"
Putsch à Niamey: le modèle du partenariat militaire franco-nigérien remis en question

Der Putsch beendet diese Partnerschaft, er ist "eine Katastrophe für Frankreich", kommentiert klarsichtig ein Kenner der Operationen Frankreichs in der Sahelzone.

Es geifert aber nicht nur Le Figaro, sondern der gesamte Westen. Man lese die Titel der desorientierten Westler, CNN sowie einige der deutschen sollen erst einmal reichen: 

CNN: Isolated Putin tries to shore up African support as Kremlin seethes over poor summit turnout
FAZ: Nur jeder Dritte will Putin treffen
Tagesschau: Afrika-Gipfel in St. Petersburg: "Russland braucht Absatzmärkte"
Taz: Südafrika beim Russland-Afrika-Gipfel: Wo endet Freundschaft?
WELT: Russland-Afrika-Gipfel: Wo sich Putin in seiner Weizen-Strategie verrechnet hat
ZDF: Entwicklungsministerin: Schulze nennt Afrika-Gipfel "PR-Show Putins"
Merkur: Bizarre Szene bei Russland-Afrika-Gipfel: Putin irritiert mit „unangenehmstem Händedruck aller Zeiten

Tja, nun suchen Sie bitte selbst, geehrte Leser, wen denn Wladimir Putin so übel traktiert. 😂

Russlands Angebot an Afrika: Hilfe zur Souveränität, von Dagmar Henn,

"Das alles diene nur dazu, neue Abhängigkeiten zu erzeugen, ist die westliche Reaktion auf die Angebote, die Russland auf dem Russland-Afrika-Gipfel macht. Selbst aber ist man zu derartigen Angeboten nicht bereit, und das aus gutem Grund."

"Im Grunde muss man nur sehen, was die Kolonialmächte nicht tun, um zu wissen, was den afrikanischen Ländern helfen würde, ihr volles Potenzial zu entfalten. Die russischen Angebote sind auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Kein Wunder, dass den Kolonialmächten der Schaum vor dem Mund steht."

Es gibt aber auch deutsche Medien, deren Überschriften zum Gipfel sachlich rüberkommen.

Von Isolation Rußlands kann nicht die Rede sein, sondern es ist Frankreich, es sind allgemein die NATO-Staaten, die sich weltweit isolieren, von der Türkei und von Ungarn vielleicht abgesehen. Es sind die westlichen Staaten, die sich durch ihre verfehlte Politik und ihre Anmaßungen mehr und mehr isolieren. Wenn's so weitergeht, nimmt bald kein Hund mehr von ihnen 'n Stück Brot. 🐕

Update

"Ein solides Paket gemeinsamer Dokumente": Abschlussrede von Putin beim Forum "Russland-Afrika". RT, 28. Juli 2023, 20:08

Vladimir Putin’s concluding remarks at the second plenary session of the Russia-Africa Summit. Transcript. President of Russia, 28 July 2023, 18:55

We drafted and approved the main declaration of the second Russia-Africa Summit and a number of thematic declarations – on preventing an arms race in space, cooperation in international information security, and enhancing cooperation in countering terrorism. In addition, the plan of action of the Russia-Africa Partnership Forum for 2023–2026 is ready for adoption. Colleagues, if nobody objects, let us consider these most important documents adopted. (Applause.) No objections at all? Thank you.

Press statements by President of Russia and Chairperson of the African Union

Following the second Russia-Africa Summit Vladimir Putin and Chairperson of the African Union and President of the Union of the Comoros Azali Assoumani made statements for the media.

Darf ich hoffen, daß meine Leser, im vom Demokratieförderungsgesetz heimgesuchten Deutschland das lesen können, oder gibt es nur Hohn und Spott der deutschen Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze (SPD), die Unzufriedenheit des Präsidenten der Afrikanischen Union Azali Assoumani mit den Getreidelieferungen für Afrika, seine Forderung, den gestürzten Präsidenten des Niger Mohamed Bazoum freizulassen sowie die Ankündigung, Rußland wolle Afrika aufrüsten?

Warum sehen die deutschen Regierungsmitglieder*innen eigentlich alle so aus, wie sie sind? 😂

Update, vom 5. August 2023


Die Afrikaner sehen, dass Russland sie mittels «Wagner» vor internationalem Terrorismus schützen kann. Zusammenfassung der ersten Frage der «FRAGE-ANTWORT»-SENDUNG VOM 31.07.2023