29. Februar 2012

Mademoiselle. Nennen Sie mich nie wieder "Fräulein"


Wie die Rechte durch intellektuelle Kapitulation ihre politischen Niederlagen vorbereitet, titelt der Rechtsanwalt Gilles William Goldnadel auf seinem Blog. Neben dem Verbot des genveränderten Mais von Monsanto, ständiges Thema des linksradikalen Politclowns José Bové aus dem schicken, mehrere Millionen Euro teueren Bio-Haus auf dem Larzac, neben anderen Problemen, die den Linken am Herzen liegen, und die von der UMP-Regierung umgehend angeeignet und im Sinne der Linken gelöst werden, berichtet er auch darüber, daß in Frankreich in offiziellen Schreiben die "Mademoiselle" gestrichen wird, das "Fräulein".

Das ist nur eine kleine Sache, aber sie ist typisch für unsere politisch-korrekte Gesellschaft, die sich flächendeckend über ganz Europa ausbreitet. Irgendeine Feministengruppe, die keiner kennt, und die nicht repräsentativ ist, macht Druck, man möge den Begriff "Fräulein" verbieten, weil herablassend, und schon dekretiert Roselyne Bachelot (UMP), ministre des Solidarités et de la Cohésion sociale, Ministerin für Solidaritäten [sic!] und gesellschaftlichen Zusammenhalt, nächste Nummer Auslaufmodell, den Begriff sofort aus dem offiziellen Leben Frankreichs zu streichen, und niemand protestiert dagegen, klagt der Rechtsanwalt.

Roselyne Bachelot ist besser bekannt geworden für ihre lukrativen Geschäftsbeziehungen zu Saddam Hussein. Zu Zeiten des Staatspräsidenten Jacques Chirac ist sie Präsidentin der Freundschaftsgesellschaft Frankreich-Irak der Nationalversammlung.

Es ist schlimmer, als der Rechtsanwalt meint. Es handelt sich um die erfolgreiche Kampagne zweier linksradikaler Feministinnengruppen, Chiennes de garde, Wachhündinnen, und Osez le féminisme, den Feminismus wagen, die sich u.a. für die Feminisierung von Funktionärsbezeichnungen, für die Befreiung der Klitoris und für ähnlich existenzwichtige Probleme der Frauen einsetzen. Die Chiennes de garde unterhalten auch eine Website in englisch. In Erinnerung sind diese Wachhündinnen mit ihren mösenweichen Erklärungen zum islamischen Kopftuch, indem sie zuerst einen Popanz aufbauen, nämlich, die Regierung wolle mit dem Verbot des Kopftuchs in den Schulen die Musliminnen bekämpfen, und sich dann auf diese Pseudofeinde beißend stürzen. So hält frau sich alle Seiten warm.

Wie immer bei selbsternannten VerteidigerInnen der Rechte andererInnen ist es auch hier: NiemandIn hat sie beauftragt, als sie sich selbst. So ergibt eine Umfrage im Figaro, vom September 2011, ob man/frau den Begriff "Mademoiselle" in Formularen der Verwaltung streichen sollte, 74,58% gegen und 25,42% für die Streichung. Es stimmen 17 151 LeserInnen ab. Befragungen unter französischen Frauen, im Oktober 2011, ergeben, daß 12% der befragten Frauen der Begriff "Mademoiselle" unangenehm ist. 27% meinen, die Anrede sollte von Formularen entfernt werden.

Die Anrede "Mademoiselle", Fräulein, ist anders als in Deutschland, wo nach dem Fräuleinwunder und Chris Heinrich Pumpernickel Howlands Fraulein damit Schluß ist, eine Art UNESCO-verdächtiges Kulturgut. Sie wird niemals pejorativ gebraucht, sondern als Kompliment: Mademoiselle Coco Chanel. Es gibt ein Parfum von Chanel, Coco Mademoiselle. Man denke auch an den gleichnamigen Film von Toni Richardson, mit Jeanne Moreau als Mademoiselle, und an die vielen Chansons: Yves Montand: Mad'moiselle, J'ai cru que vous aviez des ailes ! Wenn frau in YouTube Mademoiselle eingibt, erhält sie 16 600 Ergebnisse.

Eine so angeredete Frau freut sich, und wenn sie Großmutter dreier Enkel ist. Das heißt, wenn ein Mann sie so anredet: Ich finde, Sie sind ein dufter Typ, Sie sind jung geblieben, oft hat's einen neckischen Unterton. Wenn es sich um eine jüngere Frau handelt, so Mitte 30, dann heißt das: Sie zählen für mich, Sie sind doch noch nicht in dem Alter, daß Sie verheiratet sind, so jung und taufrisch sehen Sie aus. Ganz besonderes stolz sind 11-jährige Mädchen, die mit "Mademoiselle" angeredet werden. Mich redet man auch schon mal an mit "Mademoiselle", es folgen ein allgemeines Gelächter und eine Superkommunikation, man lacht gemeinsam, ich bedanke mich, es ist einfach, leicht und fröhlich: "Au revoir, mon grand !" werfe ich hinterher, Tschüss, mein großer Junge!

Damit wollen Linke Schluß machen, und die Rechten, fälschlich bezeichnet als Konservative, folgen dem sofort und fügen sich dem Diktat. Es ist wie in Deutschland, sie lassen sich alles abnehmen und zerstören.