24. Februar 2012

Robert Wistrich. Der Antisemitismus und die Islamisten

Der Europa-Korrespondent der Jerusalem Post Benjamin Weinthal, Mitglied der Foundation for Defense of Democracies, veröffentlicht am 23. Februar 2012 ein Interview mit dem Direktor des Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism at the Hebrew University: Robert Wistrich warns that anti-Semitism will grow as long as West ignores Islamists. Ich hoffe, das Interview ist nicht nur in der "Premium Zone" der Abonnenten zu lesen. Hier ist meine Kritik an den Ausführungen von Prof. Dr. Robert Wistrich:

Der Erfolg im Kampf gegen Judenhaß und Antisemitismus steht und fällt damit, daß Wissenschaftler aufhören, von "Islamismus" und "Islamisten" zu sprechen/schreiben. So lange die Islamversteher, die politisch korrekten Politiker und Medien, damit den Islam abtrennen können von der gelebten und täglich erfahrenen Wirklichkeit, ist alle Arbeit umsonst. Hilfreich wäre es, im Zusammenhang mit antisemitischen Aktivitäten und Operationen der Muslime korankonform von "Judenhaß", von "Verachtung der Juden" zu sprechen/schreiben, und nicht von "Anti-Semitismus". Aber das gefällt allen denjenigen nicht, die irrtümlich meinen, unser geliebter Führer und seine Germanen hätten den "Antisemitismus" in die arabische Welt getragen. Da blüht und gedeiht er seit Mohammeds Zeiten, und wenn Haj Amin al-Husseini die technischen Mittel gehabt hätte wie die deutschen Antisemiten zu Nazi-Zeiten, er hätte der Judenvernichtung (= deutsches verständliches Wort für Holocaust) in nichts nachgestanden.

Rußland und China sind auch nicht zynisch, sondern Iran und Syrien sind ihre strategischen Alliierten im Machtgefüge gegen die USA. Diese finden, gemeinsam mit Frankreich und Großbritannien, nichts dagegen einzuwenden, daß mit Hilfe der radikalen sunnitischen Muslime Rußland und China geschwächt werden. Das be- oder verurteile ich nicht, sondern es ist eine Tatsache, die leider vergessen wird. Rußland und China können aus strategischen Gründen Syrien nicht den Sunniten überlassen.

Die Eskalation in Syrien ist dem massiven Eingreifen der sunnitischen Unterstützung geschuldet, allen voran den Millionen Katars. Dort kämpfen Abdelhakim Belhaj und seine Truppen und andere von sunnitischen Petrodollars finanzierte Kämpfer. Seitens der arabischen Staaten ist es ein religiöser Machtkampf Sunna gegen Schia. Das ist so seit 656 d.Z. Woher nimmt Prof. Wistrich seinen Optimismus, daß die Muslimbrüder in Syrien nicht so stark werden, wie sie in Ägypten sind (Stichwort Hama 1982)?

Israel ist deshalb besser still und hält sich zurück (Exodus 14:14), die Regierung weiß, daß es nicht Freiheit und Demokratie dort geben wird, sondern Herrschaft der Muslimbruderschaft mit salafistischen Bündnispartnern. Scheich Dr. Mohamed Said Ramadan al-Bouti und seine Geistlichkeit stehen bereit. Und was den Golan angeht, da war doch zu Zeiten des Bashar al-Assad meist Ruhe, oder habe ich etwas versäumt? Es wurde sogar Gemüse in arabische Staaten ausgeführt, oder?

Wenn Syrien den Sunniten anheimgefallen ist, wird Jordanien folgen. Der König geht ins Exil, die palästinensischen Araber übernehmen und gehen daran, gemäß dem Phased Plan, vom 9. Juni 1974, sich endlich Israel einzuverleiben.

Es ist eine Sache, daß in Ägypten der Judenhaß tobt, aber unter Hosni Mubarak keine Taten gegen Israel folgten, und eine andere, daß jetzt politische Kräfte dran sind, die damit keine Probleme hätten, beginnend mit der Kündigung des Friedensvertrages. Der würde dann in Jordanien ebenfalls bald gekündigt.

Die Araber kämpfen in ihrem "Frühling" nicht für Freiheit. Wann, WANN? raffen die Linken das endlich? Sie kämpfen für die konsequentere Islamisierung ihrer Länder, die konsequentere Anwendung der Scharia, allen voran übrigens die Frauen, im Jemen angeführt von der Muslimschwester Tawakkol Karman, das war im Iran schlimmer, da sind die blöden linken Tussis freiwillig mit dem Tschador auf die Straßen gezogen, Linke von der Tudeh-Partei und der MEK. Ich dachte, ich sehe nicht richtig! Im Iran gibt es keine vergleichbaren religiös-politischen Kämpfer wie die sunnitischen Muslimbrüder und die Salafisten, Pasdaran und Basiji sind anders motiviert.

"I believe that these more pathological manifestations of contemporary anti-Semitism and anti-Israelism are ultimately doomed to implode through the sheer weight of their irrationality and intellectual nullity."

"I believe", ich glaube; das erklärt Prof. Wistrich, ein Wissenschaftler? Wie kann man sich nur so täuschen? Die Geschichte lehrt, daß sie nichts lehrt. Judenhaß ist die Konsequenz des Islam, und Antisemitismus ist die Konsequenz eines Ressentiments, Tatsachen können der Wahrheit nichts anhaben. Aber das ist bei Linken die Regel. Die Wahrheit steht schon im voraus fest, man muß jetzt nur noch die Tatsachen entsprechend ins Prokrustesbett pressen. Prof. Wistrich ist keine Ausnahme, ebenso wenig wie sein Übersetzer Clemens Heni. Sie sind als Don Quichote und Sancho Panza tätig. Leider ist das Ergebnis nicht so amüsant wie das von Miguel de Cervantes.

"The Left initially favored equality for Jews and did not officially support anti-Semitism."

Nein, das kann die Linke nicht befürworten; denn sie folgt einem konkurrierenden totalitären Weltbild, dem des Nullsummenspieles: Die oder Wir. Im Judentum und auch im aufgeklärten Christentum geht es um Win-Win.

Die Linke ist nicht kontaminiert mit Antisemitismus, sondern der ist ihrem System immanent wie dem Nationalsozialismus und so, wie Judenhaß und -verachtung dem Islam immanent sind. Judenhaß, Antisemitismus und Anti-Zionismus ergeben sich zwangsläufig aus der Systemkonkurrenz. Das amerikanische politische System basiert (noch) auf Win-Win, aber in den von arabischen Petrodollars subventionierten Universitäten lehrt man heuer, daß sich das zu ändern habe: Es lebe der Kommunitarismus; in ihm hat der einzelne keinen eigenen Wert!

Barak Obama ist dabei sehr hilfreich, seine Kairoer Rede ist der Ausgangspunkt für Umwälzungen in den USA wie auch in den arabischen Staaten gewesen. Die dem Hosni Mubarak oktroyierte Einladung der Muslimbrüder zu seiner Rede, die Position der Dalia Mogahed, das Kratzbuckeln vor dem saudischen König, sie hatten Signalwirkungen für die gesamte US-Gesellschaft.

Nicht trotz, sondern wegen der Machtausdehnung der Hamas wird die palästinensische Sache vertreten. Die armen Linken wissen noch nicht, wie sie enden werden, wenn der Islam an die Macht kommt, nämlich wie Noureddin Kianouri: Die oder Wir.

Das Zusammenspiel zwischen dem vom Islam gespeisten Judenhaß mit dem Westen gelingt desto besser, je weniger die westliche Gesellschaft sich aufgebaut sieht auf individueller Freiheit, auf den Werten, wie sie in der Unabhängigkeitserklärung, vom 4. Juli 1776, ausgedrückt werden: "We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness." Das heuchlerische Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit führt in jedem Fall in die Irre, weil drei Begriffe miteinander gekoppelt werden, von denen jeweils mindestens zwei einander ausschließen. Muslime müßten eigentlich begeistert sein von der Parole, sie bräuchten sie nur wörtlich anzuwenden.

Und was westliche Politiker, Intellektuelle und Journalisten angeht, die sehnen sich nach einem Führer, der sie endlich der eigenen Entscheidung enthebt. Die Political correctness reicht nicht aus, so lange sie nicht unterfüttert ist mit den Koordinaten eines totalitären Systems. Die Eliten bewegen sich im luftleeren Raum, die Journalisten warten geradezu auf Anweisungen von oben. Der Islam ist für sie vorbildlich. Wenn man sieht, wieviele Journalisten sich schon Islambärte haben wachsen lassen! Das ist kein Zufall, daß Islamversteher sehr viel häufiger ihr Gesicht zuwachsen lassen als andere - und man komme mir jetzt nicht mit Henryk M. Broder.

Die Medien lieben den Islam, darum dürfen die Tatsachen nicht genannt werden, nicht die Verbrechen gegen Christen und Juden, darum muß möglichst lange daran gearbeitet werden, die islamischen, nicht die "islamistischen", Grundüberzeugungen des Majors Nidal Hasan nicht zu erwähnen.

Antisemitismus im Westen und Judenhaß in den islamischen Staaten und in den Muslimgemeinden des Westens werden so lange wachsen, wie der Westen den Islam ignoriert.