Ich bin hier das Schaf. Am 15. März 2004 habe ich mich meinen Lesern vorgestellt. Weil aber meine Herrin inzwischen viele neue Leser hat, die gar nichts von mir wissen, rufe ich es noch einmal ins Gedächtnis.
Ihr habt Euch in meine Weidegründe verirrt, und darum möchte ich mich vorstellen:
Seit gut drei Jahren [seit 2001] wohne ich in einem sehr bescheidenen Pferch bei Gudrun Eussner. Ich bin ihr zugelaufen, da wohnte sie noch in Berlin. Das waren harte Zeiten für mich; denn da war mein Status als Berater noch nicht gefestigt, und ich mußte jeden Tag zittern, ob ich nicht bald in den Kochtopf oder an den Spieß käme. So sind sie nämlich, die Menschen, erst fragen sie einen um Rat, und wenn schaf den erteilt, kann schaf um sein Leben bangen.
Dann zog die Frau um und nahm mich mit. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, war das nicht einfach, in dem kleinen Auto, worin ich bis nach Perpignan, 1800 km weit, reisen mußte. Dennoch war ich auch ein wenig stolz, daß ich weder verspeist noch verschenkt, verkauft oder ausgesetzt wurde.
Seit gut drei Jahren [seit 2001] wohne ich in einem sehr bescheidenen Pferch bei Gudrun Eussner. Ich bin ihr zugelaufen, da wohnte sie noch in Berlin. Das waren harte Zeiten für mich; denn da war mein Status als Berater noch nicht gefestigt, und ich mußte jeden Tag zittern, ob ich nicht bald in den Kochtopf oder an den Spieß käme. So sind sie nämlich, die Menschen, erst fragen sie einen um Rat, und wenn schaf den erteilt, kann schaf um sein Leben bangen.
Dann zog die Frau um und nahm mich mit. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, war das nicht einfach, in dem kleinen Auto, worin ich bis nach Perpignan, 1800 km weit, reisen mußte. Dennoch war ich auch ein wenig stolz, daß ich weder verspeist noch verschenkt, verkauft oder ausgesetzt wurde.
Unterwegs habe ich nicht viel von mir gegeben, weil ich, um ehrlich zu sein, Angst vor der Zukunft hatte. Menschen können zwar freund sein, aber wenn es an ihre Interessen geht, hat schaf das Nachsehen. Ich machte mich also klein, fast unsichtbar, um erst einmal abzuwarten, was käme. Meine Herrin gab mir zwar immer ausreichend zu fressen, damit ich Sünd und Missetat vermiede und nicht vom Wege der Moral abkäme, aber meine allseits bekannten Fähigkeiten nutzte sie nicht.
"Schaf", sagte sie, "ich kann Dich im Augenblick gar nicht gebrauchen. Sei froh, daß Du nicht an den Spieß ....". "Ja, ja", blökte ich verschreckt. Gleichzeitig war ich wieder sehr verletzt, daß sie immer noch keinen Namen für mich hatte. "Schaf", das fand sie ausreichend, obgleich sie in einer Ecke ihres Wohnzimmers einen Weberknecht beherbergte, den sie liebevoll mit Freunden gemeinsam "Titi" getauft hatte. Dafür wurde sogar ein großes Tauffest mit Dîner veranstaltet. Na, ja, das Tier ist nun schon seit einem Monat tot, es wurde nicht einmal zwei Jahre alt. Zeit seines Lebens hat der Weberknecht Titi nichts zur geistigen oder gar finanziellen Bereicherung des Haushaltes beigetragen. Es war eben Liebe!
Ein solches Gefühl entwickelt meine Herrin mir gegenüber niemals. Sie meint, Liebe schade der Verläßlichkeit meiner Beratertätigkeit. Was denkt sie sich eigentlich? Ich berate sie doch nur, weil ich sie liebe - na, und auch, um nicht in den Kochtopf oder an den Spieß zu kommen, klar!
Ihr seht gleich, daß meine Herrin großes Vertrauen in mich setzt, denn sie hat jetzt erstmalig wieder meine Dienste in Anspruch genommen und mich sogar nach Den Haag geschickt. Ich war es, die sie darauf aufmerksam machte, daß dort vordergründig gegen einen Zaun verhandelt würde, in Wirklichkeit ginge es aber um die Verurteilung Israels. Meine Herrin konnte das gar nicht glauben. (*)
"Schaf", sagte sie, "ich kann Dich im Augenblick gar nicht gebrauchen. Sei froh, daß Du nicht an den Spieß ....". "Ja, ja", blökte ich verschreckt. Gleichzeitig war ich wieder sehr verletzt, daß sie immer noch keinen Namen für mich hatte. "Schaf", das fand sie ausreichend, obgleich sie in einer Ecke ihres Wohnzimmers einen Weberknecht beherbergte, den sie liebevoll mit Freunden gemeinsam "Titi" getauft hatte. Dafür wurde sogar ein großes Tauffest mit Dîner veranstaltet. Na, ja, das Tier ist nun schon seit einem Monat tot, es wurde nicht einmal zwei Jahre alt. Zeit seines Lebens hat der Weberknecht Titi nichts zur geistigen oder gar finanziellen Bereicherung des Haushaltes beigetragen. Es war eben Liebe!
Ein solches Gefühl entwickelt meine Herrin mir gegenüber niemals. Sie meint, Liebe schade der Verläßlichkeit meiner Beratertätigkeit. Was denkt sie sich eigentlich? Ich berate sie doch nur, weil ich sie liebe - na, und auch, um nicht in den Kochtopf oder an den Spieß zu kommen, klar!
Ihr seht gleich, daß meine Herrin großes Vertrauen in mich setzt, denn sie hat jetzt erstmalig wieder meine Dienste in Anspruch genommen und mich sogar nach Den Haag geschickt. Ich war es, die sie darauf aufmerksam machte, daß dort vordergründig gegen einen Zaun verhandelt würde, in Wirklichkeit ginge es aber um die Verurteilung Israels. Meine Herrin konnte das gar nicht glauben. (*)
Die Mauer steht vor Gericht. Der Standard, 24. Februar 2004
Urteil aus Den Haag: Die Mauer soll weg. Von Detlev Lücke
Das brachte mir meine erste Reise ein. Weitere Beratungstätigkeit wird folgen.
Blök!
Euer Schaf
deutscher Heidschnuckenbock
(*) Mein Bericht, vom 25. Februar 2004, über die Reise nach den Haag zur Verhandlung über den Sperrzaun konntet Ihr auf der "Jüdischen" lesen: "Ein Schaf im Internationalen Gerichtshof von Den Haag". http://www.juedische.at, Artikelrubriken - Der Grenzzaun gegen Terror, vom 14. April 2004
(*) Mein Bericht, vom 25. Februar 2004, über die Reise nach den Haag zur Verhandlung über den Sperrzaun konntet Ihr auf der "Jüdischen" lesen: "Ein Schaf im Internationalen Gerichtshof von Den Haag". http://www.juedische.at, Artikelrubriken - Der Grenzzaun gegen Terror, vom 14. April 2004