21. April 2011

FDP. Was tun, wenn ich einen Bären sehe?

Liebes Schaf,


geheime Verehrer erkennt man daran, dass man sie nicht erkennt. Anderenfalls wären sie ja nicht geheim. So wie ich.


Langer Rede kurzer Sinn. An Deine Herrin viele Grüße und die Nachricht, dass die gebeutelte FDP dank Bär, Wolf und Luchs wieder in die Erfolgsspur zurückfinden wird. Richtig haben die Liberalen unter ihrer neu vorgeschobenen Galionsfigur erkannt, dass Bäumchen-Bäumchen-wechsle-dich nicht genügt, sondern sie auch inhaltlich etwas machen müssen.

Wie das aussieht, kann man in einem Leitantrag des bayerischen Landesvorstands nachlesen, der die Wiederansiedlung von Bär, Wolf und Luchs im Alpenraum zu einem bayerischen Kernanliegen erklärt.


In meinen Augen ist das ein genialer Schachzug. Endlich gibt auch diese Partei die Reste ihres gesunden Menschenverstandes einschließlich sachlicher Argumentation auf, um mit grüner Gefühlsduselei wieder auf die Überholspur zu kommen. Miesmacher behaupten, die Befürworter würden den Alpenstreifen mit Kanada oder Alaska verwechseln. Er sei viel zu schmal und zu dicht besiedelt für diese großen Beutegreifer. Wer die Ansiedlung fordere, müsse auch mit Bär, Wolf und Luchs vor der eigenen Haustür einverstanden sein. Wie unfair. Entweder Du bist für die Natur, oder ich weiß auch nicht. Jedenfalls steht das Gutachten, warum Bär, Wolf und Luchs für die Erhaltung unserer Natur nach knapp 200 Jahren wieder unverzichtbar geworden sind und ihren Beitrag gegen den Klimawandel leisten, im Moment noch aus. Beim Klimawandel wird es höchstwahrscheinlich darum gehen, dass sie die Tiere fressen, die klimafeindlich zu viel pupsen.


Außerdem sind sie völlig ungefährlich. Das haben sie den deutschen Zusätzen "eigentlich“ und "in der Regel“ zu verdanken. Sie sind deshalb völlig ungefährlich, weil sie eigentlich scheu sind und vor den Menschen die Flucht ergreifen. Oder - dies ist ein Zitat aus dem Managementplan Braunbären in Bayern - Stufe 1- des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz aus 2007, Seite 15 - Was tun, wenn ein Bär angreift: "Legen Sie sich flach auf den Boden oder kauern Sie sich auf den Boden, die Hände im Nacken. (….) Der Bär wird in der Regel nicht zuschlagen, sondern Sie beschnuppern und Sie als ungefährlich bewerten.“ Den weitergehenden Vorschlag, in Kauerposition schütze der Rucksack den Rücken kann ich auch ohne “eigentlich“ und “in der Regel“ beantworten. Das ist gefährlicher Unsinn. Denn wie will man bitte dem Bären erklären, dass er sich an dem im Rucksack befindlichen Proviant zwar vergreifen kann, aber den Proviant, den man selber darstellt, gefälligst zufrieden lassen soll.


Und damit bin ich dann schon am Ende. Wie lobenswert es auch immer ist, dass die FDP ihre liberale Hand am Puls der Zeit hat und nicht anfängt, mit Euro-Krise, Banken-Zockerei, Bürokratiewahn, Migrationsproblemen und Altersarmut zu nerven, aber sie kommt zu spät. Wie gesagt einen Managementplan gibt es schon. Und zwei Bayerische Bärenbeamte - einer im Wald und einer am Schreibtisch - und ein Bayerischer Wolfsbeauftragter sind auch schon fest angestellt. Für den Fall, dass einmal wieder eines dieser Tiere vorbeikommt.


Jetzt grüße Deine Herrin vielmals von mir, bleib hübsch zu Hause, und lass Dir Rotkäppchen und die sieben Geißlein eine Warnung sein.


Dein Gerald Mekkerbock