11. Juni 2025

Israel einer Anfängerin [14]: Nächstes Jahr in Jerusalem!


Nun ist der ereignisreiche Tag in Jerusalem zu Ende, wir trinken noch ein Gläschen Rotwein, und ich falte meinen Stadtplan zusammen; ich benötige ihn nicht mehr. Er ist ein Werbeexemplar der Firma H. Stern, des international operierenden Juweliers. Die Firma unterhält in Israel 36 Läden und weltweit gibt's Läden in 36 Ländern. Mit mir haben sie insofern Pech, als ich mir nichts aus Juwelen mache, genauso wenig wie aus Arzneimitteln. Apotheken und Juweliere gingen pleite, wenn sie sich auf Kunden wie mich verlassen müßten.

Beim Namen Stern denke ich an Ruth Stern, genannt Sternchen, vom Carmel, in Haifa, meine Studienkollegin aus dem Studentendorf Berlin-Schlachtensee. Vor 42 Jahren habe ich sie zuletzt gesehen. Wo mag sie wohl abgeblieben sein? Nicht mehr aufzufinden? Bei meiner nächsten Reise werde ich jedenfalls nach Haifa fahren und nachforschen. Wenn ich keine Spur finde, bleiben immer noch die Stadt sowie die Gärten und der Schrein der Baha'i zu besichtigen, die seit 2001 für die Allgemeinheit geöffnet sind.

Meine nächste Jerusalemreise wird mich gewiß auf den Mount Scopus führen, zur Hebrew University, wo ich nicht nur die Chagall-Fenster, sondern auch das Shaine Center for Research in the Social Sciences suchen und hoffentlich finden werde.

Es lohnt sich, die wenigen Einträge zu lesen, die das Center erwähnen. Es finanziert Studien von Palästinensern in Großbritannien, des Nabil Khattab beispielsweise. Die Zusammenarbeit der britischen Universitäten mit Israel funktioniert also bestens. 😂

Social Capital, 
Students' Perceptions and Educational Aspirations among Palestinian Students in Israel. 

Am Center wird die Arbeit von Tal Nitsán prämiert, einer Wissenschaftlerin, die festgestellt haben will, daß Vergewaltigung und Nichtvergewaltigung durch Soldaten zwei Seiten derselben Medaille sind. 

Tal Nitsan: Controlled Occupation: The Rarity of Military Rape in the Israeli-Palestinian Conflict 
(2007, Hebrew), 206 pages. See full PDF. ACADEMIA

In verschiedenen Situationen könne die Ausübung der einen oder der anderen zu denselben Ergebnissen führen. Die israelische Wissenschaftlerin Tal Nitsan behauptet, daß die Soldaten, ihre jüdischen Landsleute, infamsten Rassismus an den Tag legen, wenn sie die palästinensischen Frauen nicht für würdig halten, von ihnen vergewaltigt zu werden. Zahlreiche Blogger in Israel berichten darüber; bei uns nehmen sich Lizas Welt, Die Freunde der offenen Gesellschaft und andere dieses Schnäppchens an. 

Vergewaltigungssoziologie. Lizas Welt, 28. Dezember 2007

Die Dialektik des Nicht-Vergewaltigens. Von Daniel Fallenstein, FdoG, 25. Dezember 2007
„Linkse Israëlische sociologe ontmaskert het Israëlische leger.“ Het Vrije Volk, 18 Maart 2009
„Linke israelische Soziologin entlarvt israelische Armee.“

Daniel Fallensteins Beitrag ist weder auf Moffisch noch auf Kaaskoppisch online. 

The real reason Israeli soldiers don’t rape Palestinian women, by Hannah Katsman,

 Die "Mutter in Israel" ist die Mutter von Dr. Hayim Katsman z''l, ermordet, am 7. Oktober 2023.

Inzwischen haben sich auch israelische Satiriker daran gemacht. Im Israeli Satire Laboratory experimentiert satiricohen dazu [satirelap.blogpot nicht mehr online]:

Sociologist Uncovers New Israeli Abomination: IDF Soldiers Not Raping Arab Women! 
By satiricohen, Israeli Satire Laboratory, December 23, 2007

"Gabi Ashkenazi gab an alle nicht vergewaltigten arabischen Frauen eine Entschuldigungserklärung ab und versprach eine sorgfältige Untersuchung über die Gründe dafür: 'Natürlich tun wir das Beste, das wir können, unsere Soldaten zur Vergewaltigung arabischer Frauen zu ermutigen, damit wir sie nicht beleidigen,' sagte Ashkenazi, 'nach allem ist, wie Nitzan betont hat, die Wirklichkeit der Besatzung schwierig genug, ohne daß frau zusätzlich durch die Erfahrung des Schreckens fürs Leben des auch noch nicht  Vergewaltigtwerdens gehen sollte'."

Da kommt der Geist von Entebbe durch, an der legendären Operation nimmt Gabi Ashkenazi als junger Offizier teil. Jetzt ist er Nachfolger des im letzten Libanonkrieg erfolglosen Dan Halutz, und kümmert sich um die vernachlässigten arabischen Frauen.

Are we genetically programmed to be generous? Hebrew University scientists say yes. 

An der Hebrew University forschen die merkwürdigsten Wissenschaftler. Da gibt es solche, die glauben, Hebrew University scientists believe [sic], daß Großzügigkeit genetisch programmiert ist. Sie führen ein Experiment durch, an online task, mit 203 Online "Spielern". Jeder Spieler kann wählen, den Gegenwert von 12 Dollar (zu der Zeit wahrscheinlich 50 Schekel bzw. 8 Euro), die er bekommt, zu behalten oder alles oder einen Teil einem anonymen anderen Spieler zu geben. Von allen Spielern ist die DNA bekannt, diese wird mit der Reaktion ihrer Besitzer abgeglichen. Diejenigen, die großzügig mit dem Geldbetrag umgehen und im Durchschnitt annähernd 50 Prozent mehr Geld geben als ihre Mitspieler, haben gewisse Varianten eines als AVPR1a bezeichneten Gens in ihrer DNA. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Genes, Brain and Behavior veröffentlicht und im Internet ausführlich berichtet worden.

Variable DNA And The Occurrence Of Real Human Altruism. TS-Si News Service, December 8, 2007

Das Ergebnis legt nahe, daß Altruismus eine tief wurzelnde Geschichte hat, die eine neue Rolle eingenommen haben mag während der menschlichen Entwicklung, meint der TS-Si News Service.

Die Hebrew University trägt auch in diesem Fall wie in dem der Tal Nitsan dazu bei nachzuweisen, daß nicht etwa Ethik, Vorstellung von der Menschenwürde und vom menschlichen Zusammenleben, die Handlung von Menschen bestimmt, sondern an Hand von großzügig vergebenen 12 Dollar sei in einer Online Spielsituation mit 203 Beteiligten nachgewiesen worden, daß unser Verhalten entscheidend von den Genen abhängt. Schon für die Feldmaus gebe es ähnliche Ergebnisse. Das Tier kennt weder freie Entscheidung noch Ethik und Moral, und so soll's auch beim Menschen funktionieren. Im letzten Satz seines Beitrags relativiert TS-Si News Service das Ergebnis, und es heißt, die Genbeschaffenheit trage bei [!] zum Entscheidungsprozeß in einem ökonomischen Spiel.

The Darwinian Comedy Continues. By Lawrence Auster, View from the right, December 28, 2007

Lawrence Matthew Auster führt am Beispiel der neuesten Funde über die Abstammung der Wale von Landsäugetieren vor, was im Wissenschaftsbetrieb und in der Öffentlichkeit abläuft: die Umbenennung von Hypothesen in religiöse Gewissheiten:

"Ja, in Wirklichkeit ist es ihre Religion, es ist ohne Frage absolut wahr. Aber sie können das natürlich nicht Religion nennen, also nennen sie es Theorie, was auf so viele Art so befriedigend ist (wenn auch riesige Schlüsselbereiche davon unbewiesen und immer unwahrscheinlich bleiben), daß sie alle übereinkommen, es vorläufig als wahr zu behandeln. 

Technisch und oberflächlich betrachtet, agieren sie, als wenn es eine Theorie wäre, während sie es in Wirklichkeit als absolute Wahrheit behandeln. Sie benutzen wissenschaftlich klingende Sprache, um das vorwärts zu treiben, was tatsächlich ihre Religion ist."

Man könnte es auch an der Klimakatastrophenhysterie festmachen.

Diese Verkürzung einer Theorie, welcher und wessen auch immer, zur absoluten Wahrheit führt zur Relativierung der Tatsachen. Jeder hat seine eigene Wahrheit, und richtig oder falsch gibt es nicht. Die Holocaustleugner führen es an der Judenvernichtung und Ilan Pappé führt das in Bezug auf die Geschichte Israels vor.

Das will ich bei meiner nächsten Reise nach Jerusalem näher erforschen; denn schließlich bedarf auch ich meiner ganz persönlichen Wahrheit.

28. Dezember 2007 - Verbesserungen und Ergänzungen, 11. Juni 2025

Bisher erschienen:

Israel einer Anfängerin: Episodio de la Historia. 17. November 2007
Israel einer Anfängerin [2]: Von Barcelona nach Tel Aviv, 20. November 2007
Israel einer Anfängerin [3]: Tel Aviv-Yafo, 24. November 2007
Israel einer Anfängerin [4]: Tel Aviv, 25. November 2007
Israel einer Anfängerin [5]: Neve Tsedek - Rehovot. 26. November 2007
Israel einer Anfängerin [6]: Kfar Saba. 3. Dezember 2007
Israel einer Anfängerin [7]: Maalot-Tarshiha. 7.Dezember 2007
Israel einer Anfängerin [8]: Maalot-Tarshiha in Perpignan. 9. Dezember 2007
Israel einer Anfängerin [9]: Shlomo Bohbot, Maalot und Tarshiha. 13. Dezember 2007
Israel einer Anfängerin [10]: Rückkehr nach Kfar Saba. 15. Dezember 2007
Israel einer Anfängerin [11]: Auf dem Weg nach Jerusalem. 18. Dezember 2007/16. Januar 2008
Israel einer Anfängerin [12]: Dieses Jahr in Jerusalem! 20. Dezember 2007
Israel einer Anfängerin [13]: Ein Tag in Jerusalem. 26. Dezember 2007
Israel einer Anfängerin [14]: Nächstes Jahr in Jerusalem! 28. Dezember 2007
Israel einer Anfängerin [15]: Wieder in Tel Aviv. 12. Januar 2008